Di 24 Jun 2008
Ein Tag am Nordkap
Geschrieben von Jörg unter Magerøya, Nordkap, Norwegen, Rabe
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Früh am Morgen verlässt Günther unser Verandacamp. Er hat sich gestern gar nicht mehr beruhigen können wegen meinem Anhänger. „Das ist genau das was ich brauche! Danach habe ich schon lange gesucht! Den brauche ich jetzt sofort!“… So musste ich leider mit aufstehen um sicherzugehen, dass er mir den Anhänger noch mal da lässt. Man sieht auf dem Bild wie unglücklich er darüber ist. 😉
So langsam verzieht sich der Nebel und gibt den Blick auf die Klippen frei.
Das Kinder der Welt Monument wurde 1989 von sieben Kindern aus unterschiedlichen Teilen der Welt geschaffen. Die Kinder wurden zum Nordkap gebracht und haben die Aufgabe bekommen jeweils eine „Bronzemünze“ zu entwerfen. Die Vorlagen der Kinder wurden vergrößert, in Bronze gegossen und hier aufgestellt. Jedes Jahr wird seit dem hier der Preis „Kinder der Welt“ an ein Projekt oder eine Organisation vergeben die für die Förderung der Lebensbedingungen von Kindern arbeitet. Eine gute Sache an einem eindrucksvollen Ort.
Vom Nordkap aus kann man auch auf den nördlichsten Punkt der Insel Magerøya schauen. Die Landzunge heißt Knivskjellodden und liegt ein Stück westlich vom Nordkap. Am Morgen liegt sie noch unter Wolken verborgen. Eventuell liegt es am etwas komplizierteren Namen, dass man so wenig von dem eigentlich nördlichsten Punkt von Magerøya hört. Nordkap liegt vom Namen her einfach nahe und lässt sich viel besser aussprechen als Knivskjellodden. Ach so, das Nordkap wird immer der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes genannt. Spitzbergen und auch Grönland gehören auch zu Europa und liegen eindeutig nördlicher, sind aber eben kein Teil des europäischen Festlandes. Jetzt ist aber Magerøya eine Insel, was die Zugehörigkeit zum Festland etwas einschränkt. Wenn man dann noch dazu nimmt, dass der nördlichste Punkt von eben dieser Insel ein Stück westlich vom Nordkap liegt, dann mag es etwas verwirren, dass um das Nordkap so viel Aufheben gemacht wird. Das ist aber keine neumodische Touristenattraktion die einfach an einen relativ verkehrsgünstigen Punkt gelegt wurde. Das Aufheben um das Nordkap hat seit Jahrhunderten Tradition. Also kein Grund sich über den Touristennepp zu ärgern. Das Nordkap liegt auf einer eindrucksvollen 307 Meter hohen Klippe bietet eine tolle Aussicht (wenn man was sehen kann – abhängig vom Nebel) auf die stürmische Barentssee und die umliegenden Klippen. Die Fahrt hierher ist weit genug, um sich wie am Ende der Welt zu fühlen und dieser Ort hat eine lange und interessante Geschichte. Von seiner „Entdeckung“ durch das englische Schiff „Edward Bonaventure“ und seinen Kapitän Richard Chancellor über den „ersten Touristen“ Francesco Negri der 1664 das Nordkap zu Fuß erreicht hat (von Italien aus!). Dort hat er gesagt:
„Hier bin ich nun am Nordkap, am äußersten Punkt Finnmarks, und ich kann ohne Weiteres sagen am äußersten Punkt der Welt, denn weiter nördlich gibt es keinen von Menschen bewohnten Ort mehr. Mein Wissensdurst ist nun gestillt, und ich will nach Dänemark zurückkehren, und so Gott will, in mein Heimatland.“
Toll wie man einer Reise so viel Bedeutung beimessen kann. Ich frage mich allerdings ob das jetzt ein Ausruf der Freude ist oder eher einer des Bedauerns. Mein „Wissensdurst ist jetzt gestillt“…. grausame Vorstellung…. ganz schön langweilig wenn es nichts lohnendes mehr zu entdecken gibt.
Jedenfalls wurde die Nordkapreise von vielen Menschen bis heute wiederholt. Nicht alle gehen zu Fuß, einige machen es sich etwas bequemer 😉
Thomas macht sich auf den Weg seine Reise fortzusetzen.
Dafür ist Margit inzwischen vom Skipsfjord hochgeradelt, hat Thomas Platz auf der Veranda belegt und sie hat Hunger wie ein Tiger. Bevor sie zu gefährlich wird mache ich ihr was zu essen. Danach schaut sie wieder recht friedlich und kann das schöne Wetter hier am Nordkap geniessen.
Gegen Nachmittag verziehen sich die Wolken und man kann Knivskjellodden recht deutlich sehen.
Während am frühen Nachmittag das Nordkap noch fast verwaist ist, tummeln sich hier am späten Abend tausende Menschen in der Hoffnung die Mitternachtssonne am Nordkap zu sehen.
Die Wolken verziehen sich immer mehr und geben jetzt auch den Blick auf die Klippen frei.
Einige Fotografen haben ihre Kameras aufgestellt und versuchen entweder den Verlauf der nicht untergehenden Sonne oder aber wenigstens ein eindrucksvolles Nordkapmitternachtssonnenfoto zu schießen.
Hier meine Version eines Nordkapmitternachtssonnenfotos.