Sa 21 Jun 2008
-> Magerøya
Geschrieben von Jörg unter Finnmark, Magerøya, Nordkaptunnel, Norwegen
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Strecke: -> Skaidi -> Russenes -> Magerøya -> Skipsfjord
Unterkunft: Camp(21.06.2008)
Profil: wellig
Wetter: Viel Wind und reichlich Regen
Tageskilometer: 148,17 km Fahrtzeit: 9:04:23 Durchschnitt: 16,48 km/h
Die Landschaft entlang der Strecke ist teilweise ähnlich wie gestern. Die Küstenstraße ist schroff und bietet noch mal einen Kontrast zu der welligen, übersichtlichen Landschaft die man hier sonst zu sehen bekommt. An der Küstenstraße wird man durch ein Schild direkt darauf hingewiesen dass für die nächsten ca. 70 km der Wind der Ton angibt. Auf dem Weg hier entlang freue ich mich schon auf die Rückfahrt und nehme mir vor auf dem Stück zwischen Magerøya und Russenes mindestens zwei Übernachtungen einzulegen. Übernachtungsstellen sehe ich reichlich, nur der Wind muss mitspielen, wenn es hier zu stark weht kann das ungemütlich werden.
Ich treffe die spanischen Radfahrer Miguel und Pablo und Andreas der mit seiner Vespa in 7 Tagen von Deutschland hier hoch gefahren ist. Dann sehe ich etwas auf mich zukommen. Ich schaue verwundert durch meine beschlagene Brille. „Was ist das was sich da nähert?“. Ich habe keine Ahnung, aber es scheint etwas Ungewöhnliches zu sein. Ich halte an und wische mir die Regentropfen von der Brille. So richtig erkennen kann ich es immer noch nicht. Sieht fast aus wie ein Radfahrer, aber doch irgendwie anders. Ich hole meine Kamera heraus und zoome auf das „etwas“. Das ist ein Hochradfahrer der hier in Tracht auf diesem urtümlichen Gefährt unterwegs ist. Die Beine lose in der Luft hängend und leicht abgespreizt fährt er an mir vorbei. Sein Hochrad hat keine Kette sondern die Pedalen sind direkt in der Achse des großen Vorderrades angebracht. Beim Lenken sollte man da vermutlich vorsichtig sein. Er strahlt über das ganze Gesicht und lacht mich durch seinen dichten Bart an. Später erfahre ich, dass er vom Nordkap aus in die Schweiz radelt. Er hat einen Versorgungswagen dabei der hinter ihm fährt und seine Sachen transportiert. Packtaschen lassen sich an so einem Hochrad auch wirklich schlecht anbringen.
Der Tunnel ist kein Spaß: Erst darf ich drei km mit 9% Gefälle abwärts rauschen bis auf 212 m unter dem Meer, dann ungefähr einen km mehr oder weniger geradeaus wobei ich über einen Stromausfall im Tunnel nachdenke. Danach krieche ich über drei km die 9 prozentige Steigung hinauf, wieder dem Tageslicht und der klaren frischen Luft entgegen.
Es ist kalt im Tunnel aber bergauf wird mir warm, heiß, ich koche im eigenen Saft. Mein Atem kondensiert vor mir in der Luft und legt sich auf meiner Brille ab. So kann ich im sowieso nicht besonders hell erleuchteten Tunnel kaum mehr die Straße unter mir sehen. Irgenwann habe ich es geschafft und sehe wieder Tageslicht. Nach einer kurzen Pause fahre ich weiter Richtung Nordkap. Jetzt wird es etwas ungemütlich. Mir bläst ein kalter und recht heftiger Wind entgegen und erschwert das Vorwärtskommen. Vielleicht ist es auch der gleiche Wind wie vor dem Tunnel und ich bin einfach nur „tunnelgeschwächt“. Kurz vor Honningsvåg muss man noch durch den ca. 4,5 Kilometer langen Honningsvåg Tunnel. Schon vor dem Eingang des Tunnels merke ich deutlich was mich darin erwartet. Aus der Tunnelröhre bläst mir ein eiskalter Luftzug entgegen. Der Tunnel kommt mir vor wie ein Gefrierschrank. Am Skipsfjord sehe ich erstens das Schild, dass es wieder mit 9% Steigung weitergeht und zweitens einen Campingplatz . Ich nehme den Campingplatz (schon wegen der heißen Dusche!) und verschiebe das Nordkap auf irgendwann später.
Mit dem Hochrad vom Nordkap in die Schweiz!