Strecke: Timrå -> Härnösand -> Ramvik
Unterkunft: Camp(31.05.2008)
Profil: beachtliche Steigungen
Fahrbahn: Asphalt (E4)
Wetter: Sonne
Tageskilometer: 55,45 km Fahrtzeit: 3:20:33 Durchschnitt: 16,96 km/h

Die E4 ist kein Radweg. Manchmal hat man einen komfortablen, vielleicht 2 Meter breiten Seitenstreifen auf dem man gut fahren kann. Manchmal verschwindet dieser und es bleiben ca. 20 cm (vielleicht 30 cm) Überlebenstreifen übrig. Rechts von diesem Streifen hört der Asphalt auf und es geht abwärts in den Straßengraben. Links von dem Streifen fahren Autos manchmal mit zulässigen 110 km/h. Zwischen der Straße und meinem kleinen Seitenstreifen ist über lange Strecken ein Rüttelstreifen eingebaut, der die Autofahrer wecken soll bevor sie in den Graben fahren. Rechts von meinem 20 cm Lebensraum sind oftmals noch Leitplanken oder Leitdrähte. Das ist etwas unangenehm. Die Autofahrer sind nicht glücklich darüber, dass ich mich hier in ihrem Revier aufhalte (ich auch nicht! Da sind wir völlig im Einklang miteinander!) und hupen recht häufig. Man erkennt recht deutlich, das es ein unzufriedenes Hupen ist und kein freundliches „Hallo“. Mit neongelber Warnweste kann ich wenigstens sicherstellen, dass mich jeder der mich über den Haufen fährt vorher gesehen hat. Das beruhigt ungemein. Die Fahrt hier ist nervlich recht anstrengend, aber ich komme gut voran. Auf Teilstücken muss ich von der Straße, da das Radfahren nicht auf der ganzen Strecke erlaubt ist. Es ist etwas nervig, wenn man sich plötzlich wieder auf die Route konzentrieren muss. Das Fahren auf der E4 macht zwar keinen Spaß, aber man braucht nicht zu denken und das tut mir im Moment ganz gut.

Höga Kusten:

Kurz vor den Höga Kusten beende ich den Tag. Die Höga Kusten hebe ich mir für morgen auf. Seit das Eis vor 9600 Jahren von der Küste weggeschmolzen ist, hat sich das Land um 285 Meter angehoben, was weltweit die größte isostatische Bodenhebung seit der letzten Eiszeit ist. Insgesamt beträgt die Landhebung während der letzten 18000 Jahre 800 Meter. Heute hat sich isostatische Bodenhebung verlangsamt und beträgt „nur noch“ 8 mm pro Jahr. 8 mm pro Jahr sind aus geologischer Sicht allerdings immer noch eine beeindruckende Geschwindigkeit. Ob ich „als Radfahrer“ – ab morgen – die Begeisterung der Geologen für dieses Phänomen teilen kann bleibt abzuwarten.

Im Gebiet der Höga Kusten blüht zur Zeit eine für Europa besonders seltene Orchidee. Die Calypso bulbosa (Norne). Ich treffe hier deutsche Touristen die eigens wegen dieser Orchidee hierher gekommen sind. Orchideen-Liebhaber sind schon außergewöhnliche Menschen. Bei den zu erwartenden Steigungen morgen werde ich wohl nicht besonders viel Energie darauf verwenden nach dieser Blume Ausschau zu halten.
Mein Zeltplatz von letzter Nacht

In Härnösand nahe der Bibliothek

Das ist überwiegend meine Aussicht heute

Die Brücke hebe ich mir für Morgen auf