Strecke: Lakselv ->
Unterkunft: Camp(05.07.2008)
Profil: recht flach
Fahrbahn: Asphalt
Wetter: überwiegend Regen
Tageskilometer: 17,95 km Fahrtzeit: 1:33:35 Durchschnitt: 12,10 km/h

Vor einem Supermarkt sehe ich mein Rad. Ein T-900 (VSF-Fahrradmanufaktur) von 2003. Hier muss wohl ein deutscher Radfahrkollege in der Nähe sein. Beim Einkaufen treffe ich dann Uwe im Supermarkt. Uwe kommt ursprünglich aus Essen, wie ich auch. Uwe war mal Programmierer, hat seinen Job allerdings vor fünf Jahren zugunsten des Radfahrens aufgegeben. Seit dem lebt er in Österreich, jedenfalls für drei Monate im Jahr. Die übrigen neun Monate verbringt er auf dem Rad, überwiegend in Spanien. Er fährt jedes Jahr drei Monate Taxi in Österreich, um sich die neun Monate Radfahren zu finanzieren. Uwe möchte nichts erleben, Abenteuer stören ihn. Er möchte auch nichts sehen. Am liebsten sind ihm Strecken, auf denen man tagelang nicht im mindesten auf die Idee kommen könnte die Kamera herauszuholen und ein Foto zu machen. Er ist durch das schwedische Inland hochgefahren und ist sehr angetan von der Strecke. „Tagelang nur Wald, keine Veränderung, kaum Aussicht, wenig Menschen!“, „Hier, in der Nähe vom Nordkapp sind schon viel zu viele eindrucksvolle Berge und Landschaften. Das lenkt mich ab. Eigentlich gefällt es mir hier nicht. Nächstes Jahr geht es wohl wieder nach Spanien.“

Gerne hätte ich ihn für ein paar Tage begleitet, seine Art zu reisen klingt ebenso ungewöhnlich, wie interessant. Je weniger Zerstreuung und Ablenkung auf dich einwirkt, desto mehr wirst du auf dich selbst zurückgeworfen, du musst dir selbst genug sein. Eine Erfahrung die ich zum ersten Mal bei der Wanderung auf Spitzbergen vor zwei Jahren machen konnte. Spitzbergen hat mich seinerzeit mit einer sehr eindrucksvollen Landschaft überwältigt und bei der Wanderung bin ich von ganz alleine in eine, fast schon meditative, Ruhe gekommen.

Die karge, schroffe Welt auf Spitzbergen, die zauberhafte und unwirkliche Landschaft im Hornstrandir, das isländische Hochland, die weiten „leeren“ Flächen in der Finnmark oder die verlassene Stadt Kjelvik, das sind Orte wo du nicht mehr zur Ruhe kommen musst sondern die Ruhe ganz von selbst zu dir kommt…. Du musst es nur zulassen, dich darauf einlassen und genießen.

Uwe möchte, wie mir scheint, noch weniger Ablenkung und äußere Einwirkung, die Welt um ihn soll so monoton wie möglich sein und er scheint sich auf seiner Reise fast vollständig auf diese „meditative“ Ruhe zu konzentrieren. Deshalb reist er auch allein und legt nicht besonders viel Wert auf Gesellschaft. Abgesehen davon fährt er gerade Richtung Nordkap, was nicht so ganz   zu seiner Reisephilosophie passt, ab und zu möchte er anscheinend doch etwas interessantes zu sehen bekommen.

Ich wünsche ihm eine möglichst ereignislose Zeit, die er auf seine Art genießen kann und wir machen uns beide wieder auf den Weg.

Es ist schon sehr spät als ich Lakselv, hier gibt es übrigens die nördlichste Weinfabrik der Welt 😉 , verlasse. Schon nach ein paar Kilometern suche ich mir einen Schlafplatz. Ich finde einen tollen Platz an einem See, der allerdings schon von einer Gruppe Fischer belegt ist. Zum Glück haben sie nichts dagegen, dass ich mich dazu stelle.

Uwe

Bei Lakselv

Bei Lakselv