Västernorrland


Strecke: Skuleskogens nationalpark -> Örnsköldsvik -> Nordmaling
Unterkunft: Camp(02.06.2008)
Profil: Recht flach
Fahrbahn: Asphalt (E4)
Wetter: Sonne
Tageskilometer: 113,33 km Fahrtzeit: 7:02:03 Durchschnitt: 16,37 km/h

Die Sonne geht zwar noch unter, aber es wird nicht mehr richtig dunkel. Gegen Abend bin ich noch fit und fahre einfach weiter, ungefähr bis um 1:00 Uhr. Der Verkehr auf der E4 lässt über Nacht nach und so wird die Fahrt etwas angenehmer. Es wird zwar kälter, aber solange man in Bewegung bleibt ist das kein Problem. Die Nachtfahrt im Halbdunklen hat was, ich habe die Straße fast für mich und habe das Gefühl ich könnte so immer weiter fahren. In Nordmaling werde ich dann doch müde und lege mich für ein paar Stunden hin. Es sieht nicht nach Regen aus, also schlafe ich direkt mit meinem Schlafsack am Strand auf den Steinen. Sollte es doch anfangen zu regnen werde ich meine Sachen einpacken und einfach weiterfahren.
Kanadagänse

Kanadagänse

Kanadagänse

Kanadagans

Strand

Outdoor Kirche Bjästa

See mit Wolken

Örnsköldsvik

Mein Nachtlager in Nordmaling am nächsten Morgen

Strecke: Ramvik -> Schlenker durch die Höga Kusten -> Skuleskogens nationalpark
Unterkunft: Camp(01.06.2008)
Profil: Die ersten 40 km Wow! Danach recht flach
Fahrbahn: Asphalt
Wetter: Sonne (30°C)
Tageskilometer: 80,10 km Fahrtzeit: 4:49:43 Durchschnitt: 16,83 km/h

Nachdem ich die Brücke passiert habe mache ich einen Schlenker durch die Höga Kusten der mich auf einem Bogen über gut 40 km durch die heftigsten Steigungen führt die ich bisher mit meinem Anhänger erleben durfte. Landschaftlich sicherlich schön, aber nachdem ich wieder auf die E4 eingescheckt habe musste ich feststellen, dass mich der Schlenker nur ca. 4 km nach vorne gebracht hat. Irgendwie ist das nicht gerade motivierend. Irgendwo im Nichts mit gut 10 km Abstand zum nächsten kleinen Ort steht eine Bank und ein Tisch. Auf dem Tisch steht völlig überraschend eine kleine Topfblume. Keine Ahnung wer hier zum Gießen herkommt, aber wirklich nett!

Bei 30°C und diesen Steigungen gönne ich mir eine Abkühlung und ich springe an einer Bucht mit Sandstrand kurz ins Bottische Meer. – Sehr erfrischend, das Meer ist eiskalt!

Auf der Strecke treffe ich Johan an einer Kreuzung, einen schwedischen Radfahrer den ich gerade noch daran hindern konnte sich völlig zu verfahren. Er hat eigentlich meine Richtung, kommt mir aber entgegen und ist dabei den 40 km Schlenker in der falschen Richtung anzugehen. Wir fahren in unterschiedlicher Richtung weiter, treffen uns aber an der E4 wieder und fahren ein Stück gemeinsam. Johan hat es recht eilig und ein ordentliches Tempo drauf. Völlig überhitzt springen wir an einem Rastplatz zusammen noch mal kurz ins Bottische Meer um uns abzukühlen.

Zwischen mir und Johan gibt es ein paar Parallelen.
Johan hat Medizin studiert (ich Bauingenieurwesen), er hat aber nie als Arzt gearbeitet sondern direkt einen Job als Programmierer angenommen (bei mir war das ähnlich). Nach 7 Jahren (in meinem Fall 8 Jahre) im Job hat er seinen Job gekündigt um Radfahren zu gehen und hat sich für ungefähr 6 Monate in Spanien, auf den Kanarischen Inseln und in Marokko rumgetrieben. Wir sind uns einig, dass es eine vernünftige Entscheidung ist, aber er meint „Some call us crazy!“. OK, auch das kann ich verstehen.

Johan ist gerade auf dem Weg zu seiner neuen Arbeitsstelle. Morgen früh um 9:00 Uhr fängt er seinen neuen Job an. Er hat sich gedacht er fährt die Strecke mit dem Rad um sein Rad auch gleich vor Ort zu haben. Die Strecke von Norrköping nach Umeå ist 821 km lang und er hat drei Tage Zeit dafür einkalkuliert. Als ich ihn gegen 19:00 Uhr alleine weiterfahren lasse hat er noch ca. 150 km vor sich und es kommt ein recht starker Gegenwind auf. Seine Gangschaltung ist kaputt (er kann nur noch zwischen den drei Kettenblättern vorne wechseln) und die Busse hier nehmen keine Fahrräder mit. Mir bleibt nur ihm Glück zu wünschen, sein Tempo kann ich für die nächsten 150 km definitiv nicht halten und würde ihn nur bremsen. Die Nummer finde ich wirklich crazy, aber ich sollte nicht mit Steinen schmeißen.

Ein paar Tage später bekomme ich eine Mail von ihm. Er hat die 821 km in beeindruckenden 60 Stunden bewältigt. Davon gut 430 km mit drei Gängen. Morgens um 2:30 Uhr ist er in Umeå angekommen und hatte noch genug Zeit sich „auszuruhen“ und pünktlich bei seiner neuen Arbeitsstelle zu erscheinen. Glückwunsch und Hut ab, das ist eine beeindruckende Leistung!

Sehr aufwendig geflegte Topfblume

In den Höga Kusten

Mein erster Badestrand

Johan nach ca. 670 km mit 2 Stunden Schlaf

Camp am Rastplatz am Skuleskogens Nationalpark

Strecke: Timrå -> Härnösand -> Ramvik
Unterkunft: Camp(31.05.2008)
Profil: beachtliche Steigungen
Fahrbahn: Asphalt (E4)
Wetter: Sonne
Tageskilometer: 55,45 km Fahrtzeit: 3:20:33 Durchschnitt: 16,96 km/h

Die E4 ist kein Radweg. Manchmal hat man einen komfortablen, vielleicht 2 Meter breiten Seitenstreifen auf dem man gut fahren kann. Manchmal verschwindet dieser und es bleiben ca. 20 cm (vielleicht 30 cm) Überlebenstreifen übrig. Rechts von diesem Streifen hört der Asphalt auf und es geht abwärts in den Straßengraben. Links von dem Streifen fahren Autos manchmal mit zulässigen 110 km/h. Zwischen der Straße und meinem kleinen Seitenstreifen ist über lange Strecken ein Rüttelstreifen eingebaut, der die Autofahrer wecken soll bevor sie in den Graben fahren. Rechts von meinem 20 cm Lebensraum sind oftmals noch Leitplanken oder Leitdrähte. Das ist etwas unangenehm. Die Autofahrer sind nicht glücklich darüber, dass ich mich hier in ihrem Revier aufhalte (ich auch nicht! Da sind wir völlig im Einklang miteinander!) und hupen recht häufig. Man erkennt recht deutlich, das es ein unzufriedenes Hupen ist und kein freundliches „Hallo“. Mit neongelber Warnweste kann ich wenigstens sicherstellen, dass mich jeder der mich über den Haufen fährt vorher gesehen hat. Das beruhigt ungemein. Die Fahrt hier ist nervlich recht anstrengend, aber ich komme gut voran. Auf Teilstücken muss ich von der Straße, da das Radfahren nicht auf der ganzen Strecke erlaubt ist. Es ist etwas nervig, wenn man sich plötzlich wieder auf die Route konzentrieren muss. Das Fahren auf der E4 macht zwar keinen Spaß, aber man braucht nicht zu denken und das tut mir im Moment ganz gut.

Höga Kusten:

Kurz vor den Höga Kusten beende ich den Tag. Die Höga Kusten hebe ich mir für morgen auf. Seit das Eis vor 9600 Jahren von der Küste weggeschmolzen ist, hat sich das Land um 285 Meter angehoben, was weltweit die größte isostatische Bodenhebung seit der letzten Eiszeit ist. Insgesamt beträgt die Landhebung während der letzten 18000 Jahre 800 Meter. Heute hat sich isostatische Bodenhebung verlangsamt und beträgt „nur noch“ 8 mm pro Jahr. 8 mm pro Jahr sind aus geologischer Sicht allerdings immer noch eine beeindruckende Geschwindigkeit. Ob ich „als Radfahrer“ – ab morgen – die Begeisterung der Geologen für dieses Phänomen teilen kann bleibt abzuwarten.

Im Gebiet der Höga Kusten blüht zur Zeit eine für Europa besonders seltene Orchidee. Die Calypso bulbosa (Norne). Ich treffe hier deutsche Touristen die eigens wegen dieser Orchidee hierher gekommen sind. Orchideen-Liebhaber sind schon außergewöhnliche Menschen. Bei den zu erwartenden Steigungen morgen werde ich wohl nicht besonders viel Energie darauf verwenden nach dieser Blume Ausschau zu halten.
Mein Zeltplatz von letzter Nacht

In Härnösand nahe der Bibliothek

Das ist überwiegend meine Aussicht heute

Die Brücke hebe ich mir für Morgen auf