Ich muss bei Regen aufstehen und mich fertig machen, schade! Mit dem schönen Wetter ist es wohl erst mal vorbei. Der Weg ist ähnlich wie gestern, steil rauf und steil wieder runter, in den Tälern dazwischen ist fast immer eine Furt. Furten wird zur Routine, Sandalen an und den Bach durchqueren . Etwas unglücklich bin ich noch bei den Wasserläufen bei denen ich den Grund nicht sehen kann, weil sie zu tief sind und/oder zu viele Sedimente mit sich führen. Da wären Wanderstöcke mal wieder hilfreich. Der Boden ist durch den Regen aufgeweicht. An den steilen Stücken daher ziemlich rutschig, in den Tälern matschig. Ich sinke tief ein beim Gehen. Zu tief für meine Wanderschuhe, so nach und nach läuft das Wasser “schrittweise” von oben in die Schuhe. Schade, extra vorher gründlich eingefettet, die Furten immer brav in Sandalen durchlaufen und jetzt habe ich trotzdem nasse Schuhe.

Gleich stoße ich auf das erste, richtig spannende Wegstück. Ca. 3 km, die ich laut Karte nur bei Niedrigwasser durchlaufen kann. Die Zeiten für die Gezeiten sind mir bekannt. Kurz vor dem Wegstück sollte ich eine Art bewirtete Hütte finden. Dort möchte ich noch mal fragen, wann ich am Besten losgehe und ich hoffe dort noch einen Kaffee zu bekommen. In dem Tal finde ich Tonnen von Treibholz, darunter ein perfekt als Wanderstock für mich geeignetes Stück und die Hütte. Leider ist Niemand dort und die Hütte ist verschlossen.

Also los, nach meinen Informationen sinkt der Wasserstand gerade. Das sollte wohl die beste Zeit sein. Der Weg ist jetzt nicht mehr markiert oder irgendwie zu erkennen.

Das Meer links von mir, die senkrechten Klippen rechts und ich auf dem schmalen Streifen dazwischen den das Meer in den letzten 1,5 Stunden freigegeben hat. Ich laufe über rutschiges Geröll und scharfkantige Steine die von den Klippen gefallen sind… ein Punkt der mir zu denken gibt. Gelegentlich muss ich über Ansammlungen von größeren Brocken klettern. Seetang der auf den Steinen liegt ist rutschig wie Schmierseife. Insgesamt ist das hier kein Ort wo ich mir ein Bein brechen möchte. Eigentlich ist das überhaupt kein Ort wo man gerne sein möchte, aber die Felsen im Meer und die Klippen aus dieser ungewohnten Perspektive sehen schon faszinierend aus.

Nach einer besonders mühseligen Kletterpartie ist vorläufig Schluss. Ich habe keine Chance weiter zu kommen. Die Klippen vor mir stehen noch im Meer. Ich kann nicht mal ahnen wie weit das Wasser noch sinken muss. Warten an diesem ungemütlichen Ort ist eine besondere Herausforderung für meine Nerven. Wenigstens stelle ich mit der Zeit fest, dass das Wasser wirklich gerade sinkt. Ungemein beruhigend!

Nach ca. 1,5 Stunden, ich kann mittlerweile den Grund an der fraglichen Stelle sehen, reicht es mir mit der Warterei. Ich passe die Wellen halbwegs geschickt ab und komme durch. Die Schuhe waren ja eh schon nass. Von jetzt an wird der Weg am Meer entlang nach und nach gemütlicher. Dieses Stück wollte ich heute unbedingt noch hinter mich bringen. Unmittelbar dahinter baue ich mein Zelt auf. Es hat den ganzen Tag geregnet, abgesehen von einem Paar warmer Socken und dem Schlafsack ist alles nass. Bei ca. 5°C fühle ich mich nicht gerade behaglich. Der Tag war spannend und interessant, aber für morgen wünsche ich mir mal besseres Wetter.

Wasserfall an den Klippen

Der Wasserfall aus der Nähe

kleiner Wasserfall am Weg

Skarðsfjall

Bolungarvík

Treibholz aus Sibirien bei Bolungarvík

Felsnadel bei Bolungarvík