Morgens arbeite ich weiter am Computer und vergesse wieder zu essen. Zu essen kriege ich im Hotel leider nichts, was ja auch wirklich fair ist. Aber selber kochen kann ich im Zimmer auch nicht, also gibt es halt mal nichts. Recht plötzlich kriege ich die Order vom Hotelchef innerhalb der nächsten halben Stunde meine Sachen zu packen. Das ist dann jetzt doch Stress. Ein paar Sachen sind im Hotelzimmer, draußen steht das Zelt mit dem Rest meiner Sachen. Alles irgendwie in die Taschen stopfen und Abfahrt. Nach all den Vorteilen die ich hier hatte will ich keine Sekunde diskutieren, sondern verschwinde umgehend. Er kriegt eine größere Gruppe Gäste und muss einiges vorbereiten. Kaum bin ich wieder auf der Straße merke ich, dass ich langsam mal wieder was essen sollte und halte am nächsten Rastplatz an. Dort treffe ich auf die erste isländische Radfahrerin, eine äußerst seltene Erscheinung, Isländer fahren eigentlich kein Rad, die fahren Autos mit großen Rädern. Ich lade Johanna erstmal auf einen Kaffee ein und mache mir etwas zu essen. Mit meinen völlig chaotisch gepackten Taschen ist es eine etwas komplizierte Angelegenheit, bei typisch isländisch starkem Wind auf dem Parkplatz, fast alle Taschen komplett auszupacken und nach den erforderlichen Utensilien und dem Essen zu suchen. Aber ich habe Hunger und dafür nimmt man schon mal was in Kauf. Von Johanna bekomme ich einige interessante Tipps, wo ich gut wandern kann in Island. Eine Aktion in den Westfjorden reizt mich besonders. Mal sehen, ob ich das irgendwie organisiert bekomme.

Mein Tretlager, dass schon seit Egilstaðir nicht mehr so richtig gut in Schuss ist und das in den letzten Tagen deutlich schlimmer geworden ist, möchte ich hier endlich austauschen lassen. In Akureyri ist vermutlich das einzige Fahrradgeschäft außerhalb von Reykjavik. Der Fahrradschrauber, mundfaul bis zum geht nicht mehr, spricht kaum Englisch und macht nicht den Eindruck, auch nur im Mindesten, Interesse daran zu haben mein Rad zu reparieren. Er verweist mich auf ein Sportgeschäft in der Stadt, die könnten das erforderliche Teil bestellen, ich habe keine Ahnung warum er das nicht kann. In dem Sportgeschäft treffe ich auf einen bemerkenswert unfreundlichen Mann, der sich dann doch bereit erklärt nachzufragen, ob er das erforderliche Teil bestellen kann. Er guckt kaum hin, weiß aber sofort ganz genau was er bestellen muss und meint noch, dass das ja doch eher schlechte Qualität ist. Was er mir eigentlich verkaufen möchte, ist ein kompletter Austausch des Tretlagers mit Kurbel und Zahnkränzen. Das hat der andere auch schon versucht. Aber selbst das mehr halbherzig. Er macht den Eindruck am liebsten wäre es ihm, mich einfach stehen zu lassen und zu ignorieren. Das ist wirklich das Allerletzte was ich im Moment gebrauchen kann, aber wenn die das Rad wieder in einen ordentlichen Zustand bringen können soll mir das egal sein. So ein klein wenig bezweifle ich das, abgesehen davon, dass sie unfreundlich, wenig hilfsbereit und mundfaul sind, wirken sie auch ziemlich unfähig auf mich, aber ich will mal nicht vorschnell urteilen, vermutlich täuscht das alles und eigentlich sind sie total nett und kennen sich richtig gut aus. Ich gehe erstmal zum Infocenter und schaue wie ich mir die Zeit in den nächsten Tagen vertreiben kann.

Die Nacht verbringe ich wieder abenteuerlich, mit schönem Blick über die im Dunkeln beleuchtete Stadt ohne Zelt auf einem Felsen.