Das Wetter ist gut, es ist warm und die Sonne scheint und der Wind hat nachgelassen. Das muss ich ausnutzen. Ich fahre früh los und verzichte auch auf einen Besuch des aus einer natürlichen heißen Quelle gespeisten Schwimmbades in Seljavellier. Die schroffen Berge und einige an den Fels gebaute, halb verfallene alte Häuser geben gute Motive ab. Ich fahre vorbei am Eyjafjallajajökull und am Mýrdalsjökull, an einigen faszinierenden Wasserfällen und vielen Weiden mit Pferden und Schafen. In Skógar mache ich kurz Station und in Vík hole ich mir schnell noch mal die aktuellen Wetterdaten. Es wird mir weiterhin ein starker Wind ins Gesicht wehen. Das kann ja was geben, jetzt geht es hinein in die Mýrdalssandur. Für die nächsten 75 Kilometer brauche ich nicht mit sonderlich viel Windschutz zu rechnen. Knapp 6 Kilometer hinter Vík merke ich was das bedeutet. Die Berge zu meiner linken hatten mich bisher vor dem Schlimmsten geschützt. Die Berge hören hier auf. Dadurch wird der Wind genau an dieser Kante sogar noch verstärkt. Ich fühle mich wie in einem Windkanal, unerbittlich drängt der Wind mich zurück. Ich komme buchstäblich keinen einzigen Meter mehr vorwärts. Die Geschichten von Radfahrern, die sich flach auf den Boden gelegt haben sollen und sich und ihr Rad festgehalten haben damit weder sie noch ihr Rad weggeweht werden klingen etwas übertrieben. Ich bin geneigt diese Geschichten uneingeschränkt zu glauben. Zurück nach Vík möchte ich nicht. Morgen hat der Wind bestimmt etwas nachgelassen. Ich finde glücklicherweise eine einigermaßen geeignete Stelle im Straßengraben und stelle mich auf eine windige Nacht ein. Der Boden ist gut und fest, aber leider kann ich keine Steine zum Beschweren der Heringe finden. In dieser Nacht finde ich nicht besonders viel Schlaf. Der Wind rüttelt heftig an meinem Zelt zieht immer wieder die Heringe aus dem Boden. Mehrmals in der Nacht muss ich raus um das Zelt neu abzuspannen, nicht alle Heringe die der Wind rausgezogen hat finde ich wieder. Die Zeltstangen werden verbogen und der Reißverschluß wird zweimal in der Nacht aufgerissen. Bei meinen zahlreichen nächtlichen Ausflügen um das Zelt werde ich belohnt mit einem klaren Sternenhimmel und ein paar Polarlichtern, nicht so eindrucksvoll wie in der Werbung, aber immerhin Polarlichter. Na ja, ich habe sie wahrgenommen, aber nicht wirklich genossen.

 

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Kreuzung 1 250 251

begrünte sandurfläche

Wasserfall am Straßenrand

Islandpferde


Die Isländer stellen ihre Kinderwagen (mit Kind) ab und zu mal für eine Weile vor die Tür. Angeblich werden die Kinder damit an die Temperaturen und das rauhe Klima gewöhnt.

Skógafoss
Sógarfoss

fast in Vík

Kirche bei Vík

Zelten am Flugplatz vor der Mýrdalssandur

Sonnenuntergang bei Vík