Nach den ziemlich verregneten letzten beiden Tagen, war es eine Wohltat wieder einen trockenen Tag mit viel Sonne zu haben. Meine Gastfamilie hatte den Tipp für mich, nicht weiter auf dem schon erwähnten Rüttelradweg zu fahren, sondern stattdessen direkt von Osnabrück nach Bremen. Da gibt es auch einen Radweg dem man gut folgen kann. Der sogenannte Brückenradweg soll gut ausgeschildert sein. Das war eine sehr gute Entscheidung. An diesem Tag wollte ich dann wirklich nicht wieder 90 km fahren und steuerte direkt einen Campingplatz am Dümmer See an. Ganz schön teuer war der, aber ich wollte es mir ja nun mal so richtig gut gehen lassen. Der Platz war wirklich idyllisch. Die Camper schienen sich alle zu kennen. Wenn ein Camper mit seinem Jeep das Kinderfahrrad eines anderen Campers über den Haufen fährt wirft man ihm ein “Du besoffener Vollidiot” hinterher und lässt ihn ansonsten weiterfahren. Man sieht sich ja eh bald wieder. Das Kind, dem scheinbar das Rad gehörte, hörte auch recht bald wieder auf zu schreien. Eine Mutter gibt ihrem Kind eine Ohrfeige, recht hat sie. Wie soll der Bub sonst lernen, dass man nicht durch das Vorzelt vom Nachbar-Opa fernsehen darf. Vor allem nicht bei dem für Kinder ungeeigneten Programm, das Opa sich gerade ansah. Der Fernseher stand aber auch ungünstig, damit konnte der Bub sich jetzt auch nicht mehr rausreden. Als dann später auch noch ein uneigennütziger, freundlicher und sehr fröhlicher Camper seinem Sohn, mit einer Lautstärke die auch gleich allen anderen Kindern auf dem Platz zu verstehen gab, dass es Zeit zum Schlafen ist, und er sehr ungemütlich werden kann, wenn es mit seiner unendlichen Geduld mal zu Ende geht, haben ihn auch wirklich alle Kinder auf dem Platz verstanden… nur die Kleine im Camper neben meinem Zelt nicht. Die hatte wohl schon geschlafen und war jetzt wieder wach und fing auch gleich an zu schreien. Die sanitären Anlagen waren auch eher familiär, bei ca. 200 Gästen auf dem Platz musste man sich bei 2 Duschen und 2 Toiletten schon absprechen, wer wann und vor allem nach wem man dran ist. Das förderte auch die Kommunikation auf dem Platz und so wurde alles noch viel herzlicher. Die Duschen waren so eng, dass keine Drehung erlaubt war. Einen Vorraum gab es nicht, so dass die persönlichen Sachen direkt in den öffentlich zugänglichen Bereich des Bades hängen mussten, wenn man nicht wollte, dass sie nass werden. Das den anderen damit entgegengebrachte Vertrauen war hier natürlich selbstverständlich. Die Reinigungskräfte, ich bin mir nicht sicher ob welche kamen oder ob das Reinigen des Bades auch durch die Camper in Eigenregie geregelt wurde, waren jedenfalls etwas überfordert, oder sie sind seit längerem ausgefallen. Dass die Duschen direkt neben den Toiletten waren förderte das Gefühl von Sauberkeit auch nicht gerade. Sagen wir einfach, ich habe es geschafft das Bad zu betreten und mich zu waschen ohne mit irgendetwas in diesem Raum in direkten Kontakt zu kommen mit Ausnahme von dem Wasser, das war aber auch zum Waschen unverzichtbar. Auf das Wäsche waschen habe ich dann aus Rücksicht auf die anderen Gäste, die auch mal an eines der 3 Waschbecken wollten, verzichtet. Ich habe mich also sofort angepasst und mich genauso freundlich wie die übrigen Besucher verhalten. Das einzige was nicht so richtig auf diesen freundlichen und kommunikativen Platz passte waren die 3 jungen Männer, die schweigsam und mit missmutiger Miene hinter ihrem Auto bei ihrem kleinen Zelt saßen und eigentlich nichts taten, außer grimmig in der Gegend herum zu gucken. Schon aus diesem Grund habe ich die Duschaktion so kurz wie möglich gehalten. Der fairnesshalber muss ich eingestehen, dass ich vielleicht ähnlich geschaut habe. Frisch erholt habe ich mich am nächsten Morgen so früh wie noch nie in diesem Urlaub auf den Weg gemacht.
Jörg 23.06.2007

Ochsenmoor in den westlichen Dümmerniederungen

Windrad

Campingplatz am Dümmer See

Campingplatz am Dümmer See