Deutschland


Bin schon gegen 9:00 Uhr wieder los, super Wetter! Da konnte ich mich nicht lange aufhalten. Im Ort Niebüll habe ich die Landkarten für Dänemark gekauft und wollte eigentlich gleich weiter. Musste dann aber feststellen, dass mein Server Probleme macht. Habe fast den ganzen Tag in einer Telefonzelle und an diversen Computern verbracht. Bin dann noch so gerade über die Grenze. Grenzübergang in Rosenkranz. Wenige Meter dahinter habe ich einen traumhaft schönen Campingplatz gefunden. Dort habe ich mir in der Campingküche etwas zu Essen gemacht und dazu die Flasche Wein getrunken die ich mir kurz vor der Grenze gekauft habe. Nette Leute, guter Wein und gutes Essen bei gutem Wetter! So kann es weitergehen. Ach ja, der erste Mensch den ich in Dänemark gesprochen habe sprach kein Wort Deutsch oder Englisch. Leider war das der Platzwart….

altes Steintor bei Niebüll

Fahrradschatten im Graß

Campingplatz an der Dänisch-Deutschen Grenze nahe Rosenkranz

Abfahrt früh morgens und direkt wieder rein in den Sturm. Kommt der Wind von hinten, brauche ich nicht treten, so habe ich dann 15 bis 23km/h quasi im Segelbetrieb geschafft. Bei Wind von vorne muss ich tüchtig in die Pedale treten. Richtig unangehm ist Wind von der Seite, da muss ich mich sehr konzentrieren und in den Wind legen, Bei starken seitlichen Böen komme ich schon etwas ins schlingern. Immer schön die Ohren schützen sonst gibt es irgendwann Ohren-oder Kopfschmerzen. Ich habe was von Windstärke 9, in Böen 10 bis 11 gehört.

Sowas erlebt man nicht jeden Tag auf dem Rad. Die ganze Situation ist so besonders, dass ich sie in vollen Zügen genießen kann. Aber dabei nicht vor lauter Freude das das Lenkrad loslassen, Nie! Nicht mal eine Hand wegnehmen und natürlich nicht gegen den Wind pinkeln.
Ganz nebenbei sehe ich das auch als windige Übung für meine Zeit auf Island, wo mich noch ganz andere Winde erwarten.

Die Übernachtung war bei einer freundlichen, völlig chaotischen Familie mit vier Kindern, zwei Hunden die mich zuerst als Feind, dann später mein Zelt als eine Art Trampolin betrachtet haben und einem ungewöhnlichen kleinen Kater, der die Nacht zusammengerollt in meiner Apside verbracht hat. Am liebsten wäre er gleich mit ins Zelt gekommen.

Die Bäume biegen sich im starken Wind

mein Wachhund ;-)

Eine Frage stellt sich mir so langsam, wird man eigentlich irgendwann resistent gegen Mückenstiche, oder anders herum ab wie vielen Stichen wird das für einen gesunden, ausgewachsenen, nicht allergischen Mann mittleren Alters zu einem gesundheitlichen Problem??? Die Mücken lassen mich weitestgehend in Ruhe. Bisher habe ich vielleicht 5 Mücken beim Saugen erschlagen. Aber die Bremsen machen sich über mich her als gäbe es sonst nichts zu essen für sie. Unter den Bremsen kann sich eigentlich nicht herumgesprochen haben wie lecker ich bin. Für sehr viele war das die letzte Mahlzeit ihres Lebens. Man kommt mit der Zeit in Übung die Viecher während der Fahrt zu erschlagen. Manche sind aber ziemlich pfiffig, z.B. setzen sie sich auf die Innenseite des Unterarms, etwas oberhalb von der Stelle wo man sich die Pulsadern aufschneiden würde, wenn einem der Sinn danach steht. Wenn die da sitzen und man fährt gerade Rad haben sie gute Überlebenschancen. Sagen wir sie sitzen links, also rechts den Lenker loslassen und sich unter den linken Arm schlagen… was dabei herauskommt ist eine recht ungelenke, unbeholfene Abwehr, die der Bremse meist die Gelegenheit zur Flucht gibt. (Bremse ist übrigens das Stechfliegenviech, das andere unter dem Namen Pferdefliege, Blinde Fliege oder auch Blinder Kuckuck kennen). Die andere Technik diese hinterhältig sitzenden Bremsen loszuwerden ist, sie einfach abzustreifen, das überleben sie aber in der Regel und greifen erneut an. Ich werde noch viel Gelegenheit haben mir eine effektivere Technik einfallen zu lassen. Kurz nach dem Start heute fing es an zu regnen. Es machte auch keine Anstalten mehr aufzuhören. Auch auf der Fähre nach Glückstadt hatte ich nichts als Regen, es war trotzdem eine ergreifende Überfahrt. Ich habe somit einen kleinen Vorgeschmack dafür bekommen, was für ein Gefühl es ist, wenn ich die Fähre nach Island betrete. Ab Glückstadt ging das Regenwetter erst richtig los. Regen, Regen und Regen. Wind kam dazu,. Gegenwind (beachtlicher) und durchaus zu beachtender Seitenwind. So richtiges Sauwetter, ein Wetter zum Mäuse melken, ein Wetter bei dem man keinen Hund vor die Tür jagt. Also schnell fahren und ducken, wenn man unter Bäumen durchfährt, weil die versuchen einen vom Fahrrad zu holen. Ansonsten langsam fahren und alles was umherfliegen, abbrechen oder sonstwie bedrohlich sein könnte, aufmerksam im Auge behalten und vor allem nie eine Hand vom Lenker nehmen. Bei Seitenwindböen braucht man die volle Kontrolle über das Rad. Bei überraschenden Seitenwindböen muss man in der Lage sein sofort anzuhalten, ansonsten hilft es sich etwas gegen den Wind zu lehnen. Die Laune blieb bestens, keine Anzeichen von Unzufriedenheit. Ich habe mir nur überlegt, ob es nicht sinnvoll wäre, anzuhalten und irgendwo das Zelt aufzuschlagen. Schließlich kann bei dem Wetter auch was passieren. Die Einheimischen scheinen an dieses Wetter allerdings gewöhnt zu sein (zwei junge Frauen sind mir ohne Regenkleidung entgegengekommen und haben nicht mal frustriert geguckt). Ich war eingepackt von Kopf bis Fuß in meinem “Sturmanzug”. Bin dann doch weiter gefahren. Für den Abend habe ich mir eine kulinarische Köstlichkeit ausgedacht. Es sollte ein Stück Fleisch geben, Schweinemedaillon zusammen mit einer Gemüsefrikadelle und Reis, auf das Stück Fleisch wollte ich eine Scheibe Käse legen und das ganze mit Zitrone verfeinern. In einem „Bauernladen“ habe ich dann versucht die Zutaten für mein Abendessen zu bekommen. Die Verkäuferin hat mich bei meinen Versuchen mein Fahrrad abzustellen (der Fahrradständer ist mittlerweile endgültig dahin) beobachtet und mir sofort geholfen. Im Laden konnte ich mich erst einmal aufwärmen und ein wenig trocken werden. Dort habe ich dann auch fast alles bekommen was ich mir gewünscht habe. Die Frau fährt selber viel Rad und macht auch gerne mal ausgedehnte Touren mit ihren Kolleginnen. Sie fährt in den nächsten Wochen mit dem Rad nach Bornholm. Viel Spaß dabei, ich wünsche ihr besseres Wetter. Wieder angewärmt, hoch motiviert und in Vorfreude auf das Abendessen, mache ich mich wieder auf in den Sturm der merklich nachgelassen hat in der Zwischenzeit. Allerdings nur für kurze Zeit. An einer wunderbaren Bushaltestelle an der Straße habe ich dann – nennen wir es Mittagspause -gemacht – es war schon 18:00 Uhr und endlich etwas gegessen. Der Campingplatz, den ich heute erreichen wollte, war noch ein gutes Stück hin (50 km). So gegen 22:00 Uhr werde ich wohl ankommen – bei dem Wetter komme ich nicht schneller voran – habe ich mir ausgerechnet. In der Gegend wohnt Frank, den ich vom Hospitality Club her kannte. Da habe ich erstmal angerufen, und er war sofort bereit sich einen großen Wagen von einem Freund zu leihen und mich mit Sack und Pack an der Bushaltestelle abzuholen und zum Campingplatz zu fahren. Also habe ich mich, wo ich war, erst einmal wohnlich eingerichtet. Frank, den ich auf diese Weise dann auch persönlich kennen gelernt habe, kam mich abholen und auf der Fahrt hat man den heftigen Seitenwind gut bemerken können und es hat auch wieder heftig angefangen zu regnen. Geschüttet hat es, wie aus Kübeln. Wir sind dann doch zu ihm nach Hause gefahren, und ich konnte bei ihm auf der Couch schlafen. In der Küche seiner Eltern durfte ich mir dann noch mein Abendessen zubereiten auf das ich mich schon den ganzen Tag gefreut habe. Es gab Kohlrabi, „Wurzeln“ – sehen verdächtig nach Mohrrüben aus, Kartoffeln und Fleisch. Das kam meinem Wunschgericht verdammt nah.
auf der Fähre nach Glückstadt

auf der Fähre nach Glückstadt

Bushaltestelle als Windgeschützter Platz

Mein Abendessen

Der Tag heute verläuft ruhig, entspannt und ereignislos. Ich komme auf der bestens ausgeschilderten Strecke zügig voran. Von Osnabrück bis Bremen und weiter bis Glückstadt gibt es für Radfahrer keine Orientierungsschwierigkeiten. Dabei bewegt man sich allerdings bedauerlicherweise überwiegend auf Landstraßen.

15 km vor dem Tagesziel stehe ich vor einem Fluß und komme nicht weiter. Die alte Fähre liegt verlassen am Ufer und weit und breit ist kein Mensch zu sehen. In der Nähe der Fähre steht ein Gasthof, der zwar auch geschlossen aussieht, aber ich kann es ja mal versuchen. Es ist bereits 20:00 Uhr durch und ich befürchte schon, dass der Fährbetrieb zu dieser Zeit eingestellt ist. Ich versuche die Tür zum Gasthof zu öffnen und zu meiner Erleichterung geht diese auf. Drinnen ist es allerdings genauso menschenleer wie draußen. Auf mein Rufen kommt eine Frau, die sofort, als ich ihr mein Problem schildere, ruft “Mike! Fähre!” Mike redet nicht viel. Wort- und grußlos kommt er die Treppe herunter und geht zur Tür hinaus. Die Frau ist auch schon wieder verschwunden. Ich folge Mike zur Fähre und Mike startet dieses Ungetüm. Es handelt sich um eine Seilfähre, die ihre besten Tage weit hinter sich gelassen hat. Der alte Motor dröhnt laut und urtümlich. Das Seil spannt sich, während der Motor untypische und explosionsartige Geräusche von sich gibt. Die Anlegerklappe zuckt und hebt sich und fällt krachend wieder zurück auf den Anleger. Das wiederholt sich dreimal. Dann erstirbt der Motor mit einem Krächzen. Schon kurz darauf hat Mike, der die ganze Zeit über kein Wort spricht, den Motor wieder an. Diesmal läuft das Ungetüm bis wir auf der anderen Seite ankommen. Ich kann Mike dann noch entlocken, dass die Fähre von 10:00 Uhr bis 22:00Uhr in Betrieb ist. Während dieser Zeit ist Mike vermutlich wach. Ich bin jedenfalls froh weiterfahren zu können und gebe Mike den Euro, den die Überfahrt kostet.

Jetzt fängt es leider doch noch zu Gewittern an. Donner ist zu hören und Blitze zucken in der Entfernung am Himmel, der Wind frischt merklich auf und es wird kühler. So wie sich der Himmel mir zeigt werden mindestens drei Gewitterfronten hier in der Nähe durchziehen. Meiner Schätzung nach (auf die ich selbst nicht viel gebe) werden alle drei an mir vorbeiziehen. Aber verlassen möchte ich mich nicht darauf. Also los und zügig ankommen

mein Fahrrad am Wegesrand

Jörg on Tour 25.06.2007

Seilfähre

Seilfähre

Störche

Schmorgurke

Campingplatz

Super Asphalt, super Beschilderung, super Wetter. Alles perfekt. Einfach rollen lassen. 113 km und abends schön gekocht, habe mir unterwegs beim Bauern zwei Eier gekauft und ganz toll verstaut, so dass nichts dran kommen konnte. Leider habe ich bei der Ankunft auf dem Campingplatz nicht mehr daran gedacht und den Rucksack einfach auf den Boden gelegt… genau auf die Eier. Ein Ei hat zum Glück überlebt. Das andere Ei hat es zerlegt. Die Sauerei am Rucksack sah zuerst schlimm aus, ließ sich dann aber schnell und einfach entfernen. Das ganze Ei wurde mit Bratkartoffeln, ein wenig angebratener Wurst, mit dem letzten Rest Bratensoße, ein wenig Kräuterlinggewürz, Pfeffer, Salz und Tomatenmark zu einem sehr leckeren Abendessen zubereitet. Der Campingplatz liegt direkt an einem Badesee und ist sehr schön. Die Duschen waren kostenlos und echt O.K., vor allem hatte ich viel Platz in der Dusche und im Duschvorraum, so kann man sich da gut organisieren (Wertsachen, Wäsche so ablegen, dass sie nicht nass wird etc.). Der einzige Nachteil war, dass ich immer wieder aus der Dusche raus musste, um die nächsten 3 Minuten Warmwasser in Gang zu setzen und das war immer ein wenig kompliziert. Man musste auf bestimmte Art einen Knopf drücken, nicht zu langsam und nicht zu schnell, nicht zu fest und nicht zu sanft. Ich habe ein paar Versuche gebraucht, um das richtige Gefühl für diesen Knopf zu entwickeln. Nachts beim Kochen hatte ich Gesellschaft von einer Katze, einem Igel und jeder Menge Mücken. Im Zelt haben sich bestimmt zwei Dutzend Fliegen aufgehalten (zum Glück waren keine Stechviecher mehr dabei). Um 24 Uhr wollte ich dann wirklich schlafen und nicht noch 30 Minuten Fliegen und Mücken jagen. Also Licht aus, Augen zu.

Ortschaft

etwas eingenwillige Brückenkonstruktion

Abendessen

Nach den ziemlich verregneten letzten beiden Tagen, war es eine Wohltat wieder einen trockenen Tag mit viel Sonne zu haben. Meine Gastfamilie hatte den Tipp für mich, nicht weiter auf dem schon erwähnten Rüttelradweg zu fahren, sondern stattdessen direkt von Osnabrück nach Bremen. Da gibt es auch einen Radweg dem man gut folgen kann. Der sogenannte Brückenradweg soll gut ausgeschildert sein. Das war eine sehr gute Entscheidung. An diesem Tag wollte ich dann wirklich nicht wieder 90 km fahren und steuerte direkt einen Campingplatz am Dümmer See an. Ganz schön teuer war der, aber ich wollte es mir ja nun mal so richtig gut gehen lassen. Der Platz war wirklich idyllisch. Die Camper schienen sich alle zu kennen. Wenn ein Camper mit seinem Jeep das Kinderfahrrad eines anderen Campers über den Haufen fährt wirft man ihm ein “Du besoffener Vollidiot” hinterher und lässt ihn ansonsten weiterfahren. Man sieht sich ja eh bald wieder. Das Kind, dem scheinbar das Rad gehörte, hörte auch recht bald wieder auf zu schreien. Eine Mutter gibt ihrem Kind eine Ohrfeige, recht hat sie. Wie soll der Bub sonst lernen, dass man nicht durch das Vorzelt vom Nachbar-Opa fernsehen darf. Vor allem nicht bei dem für Kinder ungeeigneten Programm, das Opa sich gerade ansah. Der Fernseher stand aber auch ungünstig, damit konnte der Bub sich jetzt auch nicht mehr rausreden. Als dann später auch noch ein uneigennütziger, freundlicher und sehr fröhlicher Camper seinem Sohn, mit einer Lautstärke die auch gleich allen anderen Kindern auf dem Platz zu verstehen gab, dass es Zeit zum Schlafen ist, und er sehr ungemütlich werden kann, wenn es mit seiner unendlichen Geduld mal zu Ende geht, haben ihn auch wirklich alle Kinder auf dem Platz verstanden… nur die Kleine im Camper neben meinem Zelt nicht. Die hatte wohl schon geschlafen und war jetzt wieder wach und fing auch gleich an zu schreien. Die sanitären Anlagen waren auch eher familiär, bei ca. 200 Gästen auf dem Platz musste man sich bei 2 Duschen und 2 Toiletten schon absprechen, wer wann und vor allem nach wem man dran ist. Das förderte auch die Kommunikation auf dem Platz und so wurde alles noch viel herzlicher. Die Duschen waren so eng, dass keine Drehung erlaubt war. Einen Vorraum gab es nicht, so dass die persönlichen Sachen direkt in den öffentlich zugänglichen Bereich des Bades hängen mussten, wenn man nicht wollte, dass sie nass werden. Das den anderen damit entgegengebrachte Vertrauen war hier natürlich selbstverständlich. Die Reinigungskräfte, ich bin mir nicht sicher ob welche kamen oder ob das Reinigen des Bades auch durch die Camper in Eigenregie geregelt wurde, waren jedenfalls etwas überfordert, oder sie sind seit längerem ausgefallen. Dass die Duschen direkt neben den Toiletten waren förderte das Gefühl von Sauberkeit auch nicht gerade. Sagen wir einfach, ich habe es geschafft das Bad zu betreten und mich zu waschen ohne mit irgendetwas in diesem Raum in direkten Kontakt zu kommen mit Ausnahme von dem Wasser, das war aber auch zum Waschen unverzichtbar. Auf das Wäsche waschen habe ich dann aus Rücksicht auf die anderen Gäste, die auch mal an eines der 3 Waschbecken wollten, verzichtet. Ich habe mich also sofort angepasst und mich genauso freundlich wie die übrigen Besucher verhalten. Das einzige was nicht so richtig auf diesen freundlichen und kommunikativen Platz passte waren die 3 jungen Männer, die schweigsam und mit missmutiger Miene hinter ihrem Auto bei ihrem kleinen Zelt saßen und eigentlich nichts taten, außer grimmig in der Gegend herum zu gucken. Schon aus diesem Grund habe ich die Duschaktion so kurz wie möglich gehalten. Der fairnesshalber muss ich eingestehen, dass ich vielleicht ähnlich geschaut habe. Frisch erholt habe ich mich am nächsten Morgen so früh wie noch nie in diesem Urlaub auf den Weg gemacht.
Jörg 23.06.2007

Ochsenmoor in den westlichen Dümmerniederungen

Windrad

Campingplatz am Dümmer See

Campingplatz am Dümmer See

Das heutige Teilstück musste ich teilweise ohne Karte fahren. Am Mittellandkanal hilft die einem eh nicht viel, da man von der Strecke aus kaum erkennen kann wo man gerade ist. Es sei denn, man zählt die Brücken, aber das kann ganz schön nervig sein. Für heute war eine gemütliche Strecke von ca. 40 bis 50 km geplant. Nach ca. 45 km habe ich schon befürchtet, die richtige Abfahrt vom Kanal verpasst zu haben. Leute, die man fragen könnte wo man gerade ist, habe ich am Mittellandkanal bis dahin keine getroffen. Es ist nicht gerade eine viel befahrene Radstrecke. Das wird nicht zuletzt an der Beschaffenheit der Strecke liegen. Der Boden ist ziemlich weich, und man drückt sich tief mit den Reifen hinein. Das macht die Fahrt recht beschwerlich. Der Radweg ist zudem eine Rüttelstrecke, was auch nicht gerade die Massen anlockt. Landschaftlich reizvoll…… aber auf der gesamten Strecke von ca. 130 km entlang des Mittellandkanals unverändert…. Jeder Kilometer sieht genauso aus wie der vorangegangene. Langsam zog ein Gewitter auf. Es machte sich bereits durch Blitze und Donner bemerkbar. Als es dann richtig losging, habe ich mich unter einer Brücke schutzsuchend untergestellt. Auf die Idee sind dann auch noch andere Personen gekommen. So hatte ich Gelegenheit zu fragen, ob ich bereits an Ostercappeln vorbei bin. Die Antwort war ernüchternd bis erschreckend. Ostercappeln lag noch ca. 50 km entfernt. Das mir fehlende Kartenteilstück war viel größer als angenommen. Jetzt musste ich noch ganz ordentlich in die Pedale treten um anzukommen. Erst gegen 20:00 Uhr war ich dort und konnte mich bei meiner Host-Familie entspannen und ausruhen.

Schalkefahne

Dortmund Ems Kanal

Regenbogen

Bin heute erst gegen 11:30 Uhr losgefahren. Am Anfang war Kaiserwetter. Dann kurz vor Lüdinghausen direkt nachdem mir ein netter Fahrradmonteur den Ständer neu angeschraubt und meinen Reifen aus der Felge gepumpt hat, die sich am Reifen verschluckt hatte, fing es an zu regnen. Es hat sich dann richtig eingeregnet und keine Anstalten mehr gemacht aufzuhören. Ab Lüdinghausen wurde es dann richtig interessant. Der ganze Kanal wird von irgendwelchen Baustellen belagert, die an allen möglichen und unmöglichen Stellen die Radwege und diverse andere Dinge einfach verschwinden lassen oder durch große Baumaschinen blockiert, so dass wirklich keine Chance mehr besteht durchzukommen. Auch Absperrzäune sind sehr beliebt. Ich war jedenfalls gut damit beschäftigt immer wenn ich mal wieder an so einer Stelle angekommen bin und damit die Fahrt dort für mich erstmal beendet gewesen ist, einen alternativen Weg zu finden, um zum Kanal zurückzufinden und die Baustelle dabei zu überspringen….., um dann direkt in der nächsten Baustelle hängenzubleiben. Spaßig, zumal ich dabei auf Wege ausweichen musste, die ich mir eigentlich mit dem Gepäck nicht antun wollte. So wurde das Rad jedenfalls noch mal einer Belastungsprobe ausgesetzt …… ‘Danke’, ich hatte mir das zu Hause erspart. Der Weg zum ‘Campingplatz’ am Felix-See, der keiner war – kein Campingplatz – ein See war da schon – hat dem dann die Krone aufgesetzt. Schlammig, eng und teilweise von links und rechts bis auf 15 cm mit hohen Brennesseln zugewachsen. Wie gesagt, der Campingplatz war dann doch keiner, also konnte ich wieder zurücksetzen und zum nächsten Campingplatz weiterfahren. So kommt man auch auf seine 95 km. In Ladbergen habe ich dann was Schönes gefunden.

Jörg in Haltern auf dem Campingplatz

Waldweg am See

Buchfink

Hullerner Stausee

Ziegen auf Podest

Fahrradwerkstatt bei Lüdinghausen

Baustelle am Kanal

enge zugewachsene Radwege

Zeltplatz

Gemüsefrikadellen

Erst um 12:30 Uhr komme ich weg. Rührende Abschiedsumarmungen mit Mutter, ganz viele beidseitige Glückwünsche, dann Garagentor auf und los. Die Strecke ist mir bekannt von Xanten nach Wesel. Weiter an der Lippe entlang über Krudenburg, ein Städtchen, dass so ausschaut, als sei es eine Vorlage für einen Katalog von ‘Unser Dorf will schöner werden’. Von da vorbei an der Gartroper Mühle und  dem Schloß Gartrop, über Dorsten nach Haltern. In Haltern treffe ich einen Mountainbiker, bevor ich anfange orientierungslos umherzuirren, der mich netterweise bis zum Campingplatz führt. Der Campingplatz liegt mitten im Wald und ist nach meinem Geschmack. Bei den folgenden Bieren mit dem Campingplatzaufseherpaar kann ich mir noch ein paar Insider-Geschichten über Dauercamper  anhören.

Schäfer mit Hund

Schafe werden mit dem Auto getrieben

Zeltpaltz in Haltern

Sonnenuntergang in Xanten

Es hat mir heute früh keine Ruhe gelassen. Ich habe noch einmal sämtliche Beutel und Taschen aufgemacht, um die eine und andere Kleinigkeit zu entfernen.

Als letzte Aktion vor der Abfahrt wurde heute früh dieser Reiseblog in eine akzeptable Form gebracht und noch ein paar Mails verschickt.

Jörg Voßwinkel 20.06.2007

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