Diamond Circle


Die Strecke ist genauso schön und beeindruckend wie gestern. Heute macht sie deutlich mehr Spaß, weil es im Gegensatz zu gestern fast nur bergab geht. Gestern musste ich deutlich mehr bergauf fahren, was ganz ordentlich in die Knochen gegangen ist. Die Fahrt heute ist richtig entspannend. Am Abend komme ich wieder auf dem Campingplatz in Reykjahlið an und finde dort in dem Küchenzelt meinen Teller wieder den ich hier bei meinem letzten Besuch vergessen habe. Den Mann, der ihn gerade in Gebrauch hat, lasse ich noch aufessen bevor ich ihm den Teller wegnehme. Es gibt wirklich kein Teil meiner Ausrüstung auf das ich verzichten möchte und der Teller hat mir in den letzten Tagen sehr gefehlt.

Wellblechprofil
Wellblechprofil! sieht gar nicht so schlimm aus, oder?

Die Landschaft wechselt im Laufe des Tages von dem Birkenwald zu den weiten Feldern mit ca. 25 cm hohen Kriechbirken und Zwergweiden dann zu einer wüstenartigen Landschaft und später zu einer Geröllwüste. Die “Straße” wird auch immer anspruchsvoller, oder nennen wir es interessanter. Mein Durchschnittstempo liegt irgendwo zwischen 5 und 10 km/h, 5 bergauf und 10 bergab, viel schneller kann man sich hier nicht bewegen. Zumindest muss ich keinen Meter schieben das spricht eigentlich für die Straße! An das Wellblechprofil habe ich mich mittlerweile gewöhnt, um mein Rad mache ich mir aber nach wie vor Sorgen.

In Vesturdalur mache ich auf dem Campingplatz ‘kurz’ Pause, um mich zu waschen, leider gibt es dort nur kaltes Wasser. Dafür treffe ich aber ein Deutsches Ehepaar denen der Kocher kaputt gegangen ist. Wir legen zusammen, ich sorge für heißes Wasser und die beiden liefern das Essen. So gut habe ich lange nicht mehr gefrühstückt. Er fotografiert nicht, er malt die Landschaft ab. Dementsprechend langsam kommen die Beiden in ihrem Bus voran.

Vesturdalur ist ein Wanderparadies für Tagesausflüge, die Gegend hier ist wirklich schön und faszinierend.

Von Vesturdalur aus fahre ich weiter zum Dettifoss. Der Dettifoss ist mit ca. 45 m Fallhöhe und durchschnittlich ca. 200 m³/s Wassermenge der mächtigste (energiereichste) Wasserfall Europas. Die Wassermassen unterliegen dabei extremen jahreszeitlichen Schwankungen zwischen ca. 1500 m³/s im Sommer und 65 m³/s im Winter. Der Dettifoss transportiert große Mengen Schutt und Sedimente wodurch das Wasser stark graugefärbt ist und schlammig, dreckig aussieht. Wenn man dem Jökulsá á Fjöllum einige 100 m flussaufwärts folgt kann man noch den, etwas kleineren aber sehr schönen Wasserfall Selfoss bestaunen.

Die Namensgleichheit von dem Wasserfall Selfoss und der Stadt im Süden Islands kann etwas verwirren, aber diese beiden Orte haben nichts miteinander zu tun und liegen an völlig verschiedenen Stellen Islands.

Vesturdalur

Frühstück in netter Gesellschaft

Vesturdalur

Straße zum Dettifoss

Straße zum Dettifoss

Dettifoss

Dettifoss

Selfoss

zelten am Dettifoss

Nach ein wenig weiterer Vogelbeobachtung und dem Abschied von Amanda und Olivier fahre ich weiter nach Ásbyrgi. Dort hat Sleipnir, das gewaltige achtbeinige Pferd Odin`s mit einem Huf die Erde berührt. Wissenschaftler sind jetzt der Meinung, dass durch starke vulkanische Aktivität im Bereich des Vatnajökull verursachte Wassermassen dieses Tal geformt haben. Klingt logisch. Ist eine interessante Wissenschaft, man sieht drei Wörter und baut sich daraus eine Geschichte. Die klingt dann immer logisch, zumindest solange bis man das vierte Wort findet. Mir gefällt die Geschichte mit Sleipnir, ist zwar nicht logisch, ist aber eine schöne Geschichte.

Auf welche Weise auch immer ist hier eine beeindruckende, hufeisenförmige, canonartige Schlucht von etwa 3,5 km Länge entstanden. In der Niederung findet sich, geschützt durch die teilweise über 100 m hohen senkrechten Felswände, eine üppige Vegetation.

Kurz vor dem Nationalpark, dort ist es verboten zu zelten, stelle ich mein Zelt in einem kleinen Birkenwald auf. Am späten Abend überrascht mich dort eine absolute Stille. Kein Tier, kein Wasser, kein Wind, einfach kein Geräusch. Nur die Geräusche die man selber macht und die klingen so isoliert auch sehr ungewohnt. Von dieser Stille habe ich vorher schon gelesen, aber ich hatte sie eher im Hochland erwartet. Hier trifft sie mich etwas unvorbereitet, es ist schon ein sehr irritierendes Erlebnis. Es ist in etwa so, als ob man sehr dichte Ohrstöpsel in den Ohren hat.

Amanda und Olivier

Olivier

Amanda

Ásbyrgi

Camp

Von Reykjahlið aus nach Husavik, erst die “87”, dann die “85”. Die Strecke sollte in einem Reiseführer erwähnt werden. Echt Klasse! In Husavik komme ich fast zufällig pünktlich an für eine Walbeobachtungsfahrt auf einem Segelschiff. Die beiden Liegeradfahrer hatte ich schon am Mývatn kurz gesprochen. Das “Just Married”Schild ist mir dort aber noch entgangen. Genau wie ich, rennen die beiden noch schnell zum Infocenter, weil wir gehört haben, dass man dort einen Computer nutzen kann. Ich verpasse fast die Abfahrt und komme in der letzten Minute noch an Bord. Bei der rauen See ist es schon eine Herausforderung an Bord zu bleiben. Die Kamera vor dem Salzwasser zu schützen, dass ich wirklich eimerweise ins Gesicht bekomme, ertränkt zu werden, und sie dabei nicht an Reling oder Mast zu zertrümmern ist schon was, worauf ich stolz bin. Ich glaube, dass ich mich nur nicht zu denen die über der Reling hängen geselle, weil ich den Tag über außer einer Tasse Kaffee und einer Tasse Müsli noch nichts gegessen habe. Der “immer auf den Horizont gucken” Trick ist aber auch sehr hilfreich.

Nach der Buckelwalsichtung geht es weiter nach Lundey, “Insel der Papageitaucher”. Lustige kleine Vögel die einiges drauf haben, wie z.B. über 50 m tief tauchen, um dann mit 5 gefangenen Fischen im Schnabel wieder aufzutauchen. Keine Ahnung wie die das anstellen. Meine Fotos von den Papageitauchern sind aufgrund von zuviel Salzwasser auf der Linse leider nichts geworden.

Mit Amanda und Olivier (Die Liegeradfahrer) fahre ich danach weiter und wir suchen uns einen schönen Platz zum Zelten, mit Blick auf “Puffin-Island”. Das in isländisch geschriebene Schild an dem Tor, das wir dafür öffnen müssen wird spontan mit “Bitte hinter dir wieder schließen” übersetzt. Wir kombinieren unsere Vorräte und es gibt süße Crepes und Kakao. Wir haben reichlich Gesprächsstoff. Die beiden haben noch einiges vor auf ihrer Hochzeitsreise um die Welt. Losgefahren sind sie gerade vor 20 Tagen, Island ist das erste Land ihrer Reise.

von Reykjahlið nach Husavik

von Reykjahlið nach Husavik

Liegefahrräder von Amanda und Olivier

unser Boot

bewegte See

Schwanzflosse eines Buckelwals

Amanda und Olivier
Amanda & Olivier -> there is a link to the homepage in my Link-List

Camp

Morgens früh ist die Küche richtig brauchbar, habe mich lange mit einer Holländerin unterhalten die für 5 Tage nach Island gekommen ist, nur um mal Vulkane und andere geothermische Effekte zu sehen.

Der Platz bietet die Möglichkeit einen Computer zu nutzen um ins Internet zu kommen. Eine Prima Idee um sich den Tag zu vermiesen. Das Internet ist hier katastrophal langsam, ich darf keinen USB-Stick benutzen, um meine Fotos zu sichern und die ganze Aktion ist sauteuer, allein um die Daten von meiner Kamera auf eine CD (die ich mitgebracht habe) zu brennen werden 13 Euro kassiert. Nachdem ich mich eine Weile aufgeregt habe und den Mitarbeitern  hier gehörig auf die Nerven gegangen bin verlasse ich den Campingplatz für Heute.

Heute lasse ich das Rad mal stehen und unternehme eine kleine Wanderung von Reykjahlið zum Krater Hverfell, man kann hinauflaufen und in den Krater schauen, vor allem hat man aber von dort eine herrliche Aussicht. Weiter zur Grotja einer “heißen Quelle”. In einer Höhle ist warmes Wasser. Es ist erlaubt, wenn einem das Wasser nicht zu heiß ist, auch ein Bad zu nehmen. Diese Höhle hätte ich fast übersehen. Da war nicht mal ein Schild, nur ein Riss im Fels und wenn nicht andere Wanderer gerade herausgekommen wären, wäre ich glatt vorbeigelaufen. Gebadet habe ich da aber nicht. Dann weiter nach Dimmuborgir. In diesem Labyrinth, aus zu skurrilen Formen erstarrter Lava, halte ich mich etwas länger auf. Ein Gerfalke horstet hier zur Zeit und ich hatte auch das Glück eines der Tiere zu Gesicht zu bekommen. Zurück zum Campingplatz bin ich getrampt was auch sehr gut funktioniert hat.

Grotja

Aussicht vom Krafter Hverfell

Hverfell

Gerfalke

Dimmuborgir

Dimmuborgir