F821


Das Wetter hat sich nicht wesentlich verändert. Mit 5 bis 6 km/h fahre ich langsam gegen den Wind. In etwa drei Stunden müsste ich in Laugafell sein. Dort möchte ich kurz Pause machen und dann Richtung Goðafoss weiterfahren. Irgendwann bemerke ich ein Auto hinter mir, keine Ahnung wie lange die schon hinter mir fahren, bei dem Wind höre ich nichts. Ich halte an und lasse den Wagen vorbeifahren. Ein paar hundert Meter weiter halten die wieder an und alle vier Insassen springen raus und machen Fotos von mir. Da wird man doch glatt zur Touristenattraktion ;-).

5 km vor Laugafell bemerke ich, dass meine Luftpumpe weg ist. Heute früh war sie noch da. Ich gebe mir keine Chance bei der Sicht und diesem Untergrund die Pumpe wieder zu finden wenn ich nicht zufällig drüber fahre. Abgesehen davon habe ich nasse Handschuhe und eiskalte Finger. In einer Stunde will ich das warme Wasser der heißen Quelle von Laugafell genießen, wenn ich zurückfahre werden da leicht zwei oder mehr Stunden draus.

Planungsänderung: Nach dem Bad in Laugafell geht es den gleichen Weg zurück den ich gekommen bin. Ohne Luftpumpe fahre ich hier keinen Meter mehr als nötig.

F821

F821

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Jörg auf dem Weg nach Laugafell im Regen

Auf der Strecke wechselt sich ein, für mich nicht mehr befahrbares, von tiefen Erosionsfurchen zerschnittenes Geröll-Sand-Gemisch mit den schon erwähnten Wasserläufen ab. Gelegentlich ist die Straße so steil, dass ich beim Schieben kaum genug Halt habe. Morgen ziehe ich Wanderschuhe an, die sind hier deutlich praktischer. Von Zeit zu Zeit kann ich mal ein paar hundert Meter fahren, dann darf ich auch schon wieder schieben. Ab und zu werde ich von Jeeps überholt. Irgendwie glaube ich, dass die mich für einen kompletten Deppen halten müssen. Ich weiß im Moment auch nicht mehr so richtig warum ich das hier mache, vor allem, weil ich eh wieder nach Akureyri zurückfahren muss. Wenn ich wenigstens durchfahren könnte! Aber so?

Die richtige Begeisterung für diese Aktion will sich bei mir einfach nicht einstellen, aber wenigstens wird mein Tretlager heute nicht beansprucht. Wieder überholt mich ein Jeep, er hält, ein Holländer springt heraus und rennt auf mich zu. Er gratuliert mir völlig fassungslos, dass ich es mit dem Rad bis hier her geschafft habe! Das tut gut!

Überraschend schnell habe ich die 630 Höhenmeter, die heute auf diese Weise zu überwinden sind, bewältigt. In einer Höhe von etwas mehr als 900 Metern präsentiert sich mir das Hochland als schwarze, eindrucksvolle Mondlandschaft. Ich empfinde es als etwas Besonderes hier mit dem Rad zu sein und diese ungewöhnliche Landschaft zu sehen. Bei zunehmend ungemütlicher werdendem Wind, der mir die Regentropfen schmerzhaft ins Gesicht schleudert, suche ich mir nach vielleicht zwei Stunden Fahrt einen einigermaßen windgeschützten Platz. Ja, hier oben kann ich wieder fahren, langsam zwar, so 8 bis 10 km/h wegen dem Wind und dem aufgeweichten Boden, aber immerhin fahren! Einen windgeschützten Platz zu finden ist hier gar nicht so einfach und klappt auch nur sehr bedingt. Die Zeltheringe werden mit den größten Steinen beschwert die ich finden und tragen kann, wenn sich das Zelt hier in diesem Wind verabschiedet wird das eine bemerkenswert unkomfortable Nacht, aber ich bin zuversichtlich.

F821

F821

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Zelten im isländischen Hochland

Zelten im isländischen Hochland

Endlich wieder los!

Gemütlich die 821 Richtung Laugafell. Es geht vorbei an einem Laden, wo das ganze Jahr über Weihnachten ist. In dem Geschäft knistert ein Kamin und es riecht weihnachtlich. Dort werde ich regelrecht sentimental. Weiter geht es zu einem “Museum” von einem “Messi” der einfach alles gesammelt hat, von benutzten Bleistiften über Flaschenöffner bis hin zu alten Toastern und Zeitungsausschnitten. Unglaublich sinnlos, entsetzlich langweilig aber verdammt gut sortiert.

Die 821 wird zur F821. Die Straße wird schlecht, richtig schlecht. Im Infocenter hat man mir gesagt hier wären keine Furten. Stimmt auch, aber Bäche, die die Straße auf teilweise mehr als 100 Metern unter Wasser setzen finden sich hier reichlich. Ich bin zu faul mir die Sandalen dafür anzuziehen und balanciere lieber von Stein zu Stein oder versuche “außen rum” zu kommen. Das ist nicht wirklich bequemer, eher dümmer. Aber so langsam komme ich aus dieser gemütlichen Campingstimmung wieder raus.

am Weihnachtsladen

im Weihnachtsladen

Kirche an der 821

Im Museum der kleinen Dinge

F821

Zelten an der F821