Geschlafen habe ich eh nicht heute Nacht, da kann ich dann auch wenigstens früh aufstehen. Das Zelt ist abgebaut und eingepackt und ich mache mich auf den Weg kaum das die ersten Sonnenstrahlen über den Bergen auftauchen. Die Zeltstangen haben sich jetzt so auf die schnelle nicht wieder richtig gerade biegen lassen, da werde ich mir heute Abend nochmal Zeit für nehmen müssen. Auf den nächsten 75 Kilometern rechne mir kaum Chancen aus einen windgeschützten Platz zum Zelten zu finden. Wenn ich dem Wind von heute Nacht ungeschützt ausgesetzt bin brauche ich gar nicht erst zu versuchen im Zelt zu schlafen. Windstill wird es heute ganz sicher nicht werden. Also los und rein in den Kampf.

Der Kampf ist ein Witz. Völlig aussichtslos stelle ich mich gegen den Wind und es dauert nicht lange bis ich mich geschlagen geben muss. Genau an der gleichen Stelle wie gestern geht gar nichts mehr. Wenn der Wind so bleibt und ich den ganzen Tag weiterkämpfe schaffe ich vielleicht 750 Meter – ganz sicher nicht mehr. Selbst wenn ich jetzt hier warte und in die Mýrdalssandur reinfahre sobald der Wind nachlässt habe ich vermutlich nur wenig davon. Ich brauche mindestns zwei Tage “normale” Bedingungen, um erst die Mýrdalssandur und dann die noch längere Strecke durch die Skeiðarársandur zu durchqueren. Mit normalen Bedingungen rechne ich nicht mehr.

Zweimal bin ich jetzt hier zurückgedrängt worden, ich fahre zurück und versuche einen Bus nach Höfn zu kriegen. Matthias hatte mir das schon auf der Norröna empfohlen. Die Fahrt durch die ca. 700 Quadratkilometer große Sandebene und die folgende, noch größere Skeiðarársandur ist wirklich eine wenig abwechslungsreiche Fahrt durch ein nicht enden wollendes Nichts. In Island habe ich die Erfahrung gemacht das “Nichts” ziemlich eindrucksvoll sein kann und ich wollte mir auch dieses “Nichts” mal persönlich anschauen, um mir ein Bild davon machen zu können. Schade, aber bei meinem nächsten besuch in Island bin ich wieder hier! Ganz sicher!

Ich fahre zurück nach Vík. Der nächste Bus fährt glücklicherweise schon Morgen. Immerhin zwei Busse fahren die Strecke von Vìk nach Höfn pro Woche. Mensch hab ich ein Glück!

Camping in Vík