Südküste


Ca. 700 Kilometer von hier bis Seyðisfjörður. Die Strecke ist relativ flach und fast durchgängig asphaltiert. Laut Wetterbericht werden mir in nächster Zeit Regen und Gegenwind treu bleiben. Der Wind soll nicht ganz so schlimm werden, aber den Vorhersagen bringe ich nicht mehr so viel Vertrauen entgegen. Die Tage in denen ich mit 24 Stunden Tageslicht und wärmenden Sonnenstrahlen verwöhnt wurde sind lange vorbei. Jeden Abend geht die Sonne merklich früher unter.

Die Strecke von Selfoss Richtung Skógar ist nicht besonders bemerkenswert. Morgens kann ich noch einigermaßen zügig fahren. Im Laufe des Tages frischt der Wind wieder auf. Wie gewohnt werde ich nach und nach langsamer. Bei dem Wind kann ich unmöglich die Spur halten. Ich wackele also die Straße entlang und werde dann und wann von plötzlichen Böen einige Meter Richtung Straßenmitte gedrückt. Blöd ist, dass ich die Autos die von hinten kommen nicht hören kann da mir der Wind laut um die Ohren saust. Die Autos auf der “1” fahren recht schnell und nicht allen Fahrern ist klar wie schnell, plötzlich und unerwartet so ein Radfahrer bei diesen Bedingungen einen zwei-Meter-Schlenker Richtung Straßenmitte macht. Ich wechsele die Straßenseite und fahre links weiter. Dort sehe ich die herankommenden Autos rechtzeitig und bin wieder selber für meine Sicherheit verantwortlich.

Der Wind nimmt weiter zu und zwingt mich mal wieder mein Fahrrad zu schieben. Nach ca. 2,5 Stunden Fahrrad schieben finde ich, kurz vor dem Dunkel werden, endlich eine windgeschützte Stelle im Straßengraben und schlage in windeseile mein Zelt auf.

Ringstraße

Zelten Ecke 1 250 251

Das isländische Wetter überrascht mich heute mit sommerlichen 20°C und Sonne. Im Garmin-Biker-Friseur-Laden lasse ich mir den Kopf rasieren und genieße ansonsten das ungewöhnlich gute Wetter.

Die Münchener haben ein ungewöhnliches Fahrrad dabei. Die Reifen sind ca. 12 cm breit. Selbst für isländische Straßenverhältnisse erscheint mir das etwas übertrieben. Mit dem Rad war er beim “Yukon Arctic Ultra” und hat sich dort an der 300 Meilen Distanz versucht. Der “Yukon Arctic Ultra” ist ein Ultra-Marathon für Mountainbiker, Skilangläufer und Läufer die sich bei bis zu -30°C durch Schnee und Eis und über gefrorene Flüsse kämpfen wollen. Die Teilnehmer schlafen unterwegs im Biwaksack und müssen, wenn sie sich erstmal für einen Schlafplatz entschieden haben innerhalb von maximal 10 Minuten dicht eingepackt in ihrem Biwaksack liegen. Wer länger braucht hat ein Problem den Körper wieder auf gemütliche Schlaftemperatur zu bringen. Das Gesicht wird gut geschützt und dick mit Fett eingerieben damit es nicht zu Erfrierungen kommt. Das Trinkwasser wird im Trinkrucksack unter der Jacke getragen und auch mit in den Biwaksack genommen damit das Wasser nicht einfriert. Für die Sicherheit der Teilnehmer sorgen Motorschlittenfahrer, die die Strecke ein oder zweimal täglich abfahren.

Um sich auf das Rennen vorzubereiten hat er den ganzen Winter über in München in seinem Biwaksack auf dem Balkon geschlafen. Er ist dann am zweiten Tag beim Rennen leider mit einem Fuß umgeknickt und musste das Rennen abbrechen. Nächstes Jahr ist er vermutlich wieder dabei.

Was sagt man da? Viel Spaß? Auf jeden Fall Viel Erfolg!

Camping in Selfoss

Breitreifenfahrrad
links ein normales Mountainbike, rechts eins für den “Yukon Arctic Ultra”

vor dem Friseur
Allerhöchste Zeit, die langen Zotteln müssen ab!
nach dem Friseur
Schon besser!
Campingküche in Selfoss

Nach dem anregenden Abend gestern mit Balthur, Achim und Britta bin ich etwas versöhnt. Wein, Gespräche und Schokolade wirken recht beruhigend. Das Stück bis Selfoss fahre ich mit dem Bus, nachdem Balthur mich und die beiden anderen nach Reykjavík gefahren hat.

In Selfoss kenne ich mich nun schon aus und fühle mich hier mittlerweile richtig heimisch.

Standardprogramm: Campingplatz, Infocenter, “Kaffi Kries”

Am Campingplatz treffe ich ein Münchener Pärchen die auch mit dem Rad hier in Island sind. Die beiden sind erst vor vier Tagen angekommen und haben in der kurzen Zeit schon ihren nagelneuen Anhänger geschrottet. Schuld sind natürlich die isländischen Rüttelpisten, aber vermutlich hat der Anhänger auch einen Konstruktionsfehler gehabt. Sie sind zu zweit und haben es glücklicherweise geschafft das Gepäck auf ihren beiden Rädern zu verteilen.

!!!!!!!!!Ich bin nicht der letzte Fahrradtourist auf Island!!!!!!!!!

Das Münchener Pärchen verlässt Island zwei Tage später als ich. Es ist irgendwie beruhigend nicht der letzte verrückte Sturkopf in Island zu sein. Seit dem 24 August sind die beiden die ersten Reiseradler die mir begegnen.

Kaffi Kries

Kaffi Kries mit Livemusik

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