Pajala


Tornedalen ist ein Gebiet das sich sowohl auf finnischer als auch auf schwedischer Seite des Torneälv erstreckt. Die Einwohner dieser Gegend (sowohl auf finnischem als auch auf schwedischem Gebiet) fühlen sich miteinander verbunden und haben auch eine gemeinsame Geschichte. Einige Städte haben auch einen schwedischen und einen finnischen Teil und sind nur durch den Fluß getrennt. Gesprochen wird in der Gegend sowohl finnisch als auch schwedisch, daneben samisch und zu einem großen Teil auch Meänkieli eine Sprache die auf dem finnischen basiert aber einen schwedischen Einfluß aufweist….Hauptsache die Leute verstehen sich noch.
Ursprünglich war das wohl ein schwedisches Gebiet, ging dann teilweise an Russland verloren, um dann finnisch zu werden bzw. einen finnischen und einen schwedischen Teil zu bekommen…. oder so ähnlich. Wie auch immer…. Die Bewohner dieses Gebietes sehen sich jedenfalls nicht unbedingt als Schweden oder als Finnen sondern eher als Tornedaler oder so was in der Art.

Pajala ist das finnische Wort für Schmied. In dieser Gegend wurde im 17. Jahrhundert das erste Eisen im hohen Norden gewonnen. Hier wurden auch Waffen für König Karl Gustav XII geschmiedet z.B. für die Vasa. Der eigentlich größere Ort war Kengis. In Kengis kam es zu einem Brand bei dem die Kirche abgebrannt ist. Es wurde eine neue Kirche in Pajala gebaut und die Leute sind nach Pajala umgezogen und haben so ziemlich alles, sogar die Toten vom Friedhof, mitgenommen.

In der Gemeinde Pajala wohnen heute ca. 6900 Menschen auf einer Fläche von 7897 km2. Wenn man das mal umrechnet sind das immerhin ca. 0,874 Einwohner pro km2. 2200 Einwohner wohnen direkt im Stadtgebiet von Pajala, die übrigen wohnen überwiegend in den umliegenden Orten (Tärendö, Korpilombolo, Junosuando). Die Gegend außerhalb der Orte kann man dann wohl als recht dünn besiedelt bezeichnen. Demnächst, wenn die neue Eisenerzmine in der Gegend eröffnet wird, wird die Bevölkerung hier allerdings sprunghaft ansteigen und natürlich geht es dann auch wirtschaftlich aufwärts. Das glauben und hoffen jedenfalls viele der Einwohner. Einige Einwohner sind da zur Zeit noch etwas verhalten und skeptisch.

Na, ja. Viel braucht es ja eigentlich nicht um die Bevölkerung sprunghaft ansteigen zu lassen.

Die Bevölkerung ist samischer, finnischer und schwedischer Abstammung. Vor allem viele junge schwedische Frauen wandern aus dieser Gegend ab. Die jungen Männer Pajala’s heiraten daher oft finnische Frauen die dann hierher ziehen, so kann ich hier schon mal meine ersten finnischen Wörter lernen. Viele Menschen die hier wohnen haben samische Vorfahren und oft gibt es auch noch den ein oder anderen „aktiven“ Samen in der Familie. Demnächst ist es wieder so weit und für ca. fünf Wochen folgen die Samen den Rentieren.

Pajala liegt direkt am Torneälv aus dessen Wasser im Winter die Eisblöcke für das Eishotel in Jukkasjärvi bei Kiruna gebaut wird. In der Nähe von Junosuando gibt der Torneälv übrigens über die weltzweitgrößte Bifurkation (Das Wort ist klasse, oder? Übrigens der Hauptgrund dafür, dass ich das hier erwähne – Bifurkation! Nicht weltzweitgrößte, obwohl das auch nicht schlecht ist.) einen Teil seines Wassers über den Tärendöälven in den Kalixälv ab…. Alles klar?

An der Bushaltestelle, wo auch das Infocenter von Pajala zu finden ist – übrigens ein Ort an dem ich mich viele Stunden aufgehalten habe – ist weithin sichtbar eine Lappeneule (müsste es nicht Sameneule heißen?) auf einem hohen Holzpfahl aufgestellt. Die Eule ist das Wahrzeichen von Pajala.

Die Kirche Pajalas ist eine der größten Holzkirchen aus dem 18. Jahrhundert. In der Nähe der Kirche findet man auch das Haus des Predigers Lars Levi Laestadius der hier in Pajala mit seiner religiösen Bewegung ab 1845 ganz Lappland erfasst hat und dieses Wirken hat ihm den Beinamen Apostel der Lappen eingebracht. (Das wiederum schreibe ich nur weil ich so oft auf Herrn Laestadius hingewiesen wurde, dass ich ihn hier einfach nicht ignorieren kann)

Pajala Eule

Pajala Kirche

Pajala Eule

Pajala Brücke

Pajala Eule

Mit einem Durchmesser von 38,33 Metern wurde wurde in Pajala am 5.7.1996 die größte Sonnenuhr der Welt eingeweiht. Da sich die Sonnenuhr ca. 70 km nördlich des Polarkreises befindet ist es möglich gewesen die Sonnenuhr wirklich richtig rund zu gestalten. Man kann also die ganzen 24 Stunden eines Tages hier ablesen… wenn die Sonne scheint.

Der mittlere Pfahl liegt parallel zur Erdachse und zeigt in Richtung Nordstern. Der Schatten des Pfahles zeigt die Stunde an, die mit Hilfe der 24 halblangen (2) und kurzen (3) Kiefernpfähle abgelesen werden kann. 24 Pfähle für 24 Stunden. Die Sonnenuhr zeigt die Sonnenzeit an, die sich von der mechanischen Zeit Schwedens an dieser Stelle um ungefähr eine halbe Stunde unterscheidet. Die Sonnenuhr geht also eine halbe Stunde vor oder eigentlich müsste man sagen die mechanische Zeit geht eine halbe Stunde nach. Also um 12:30 Uhr schwedischer Zeit zeigt die Sonnenuhr 13:00 Uhr an. Der höhere Pfahl (12:00 Uhr) hat Markierungen die den Schatten des mittleren Pfahls (jeweils um 12:00 Uhr) an jedem 21. eines Monats anzeigen. Am 21. Juni zeigt der Schatten des mittleren Pfahls(1) genau auf den Boden vor dem höheren Pfahl(4). Im Laufe des Jahres wandert der Schatten dann den Stab hoch. Am 21. Dezember gibt es keinen Schatten – ohne Sonne, kein Schatten – um dann wieder den Stab herunter zu wandern und am 21. Juni wieder auf den Boden vor den Pfahl zu weisen. Wenn man die Markierungen am hohen Stab feiner setzen würde könnte man sogar noch das Datum ablesen (immer um 12:00 Uhr).

Nur um den 21. Dezember herum ist für ein paar Tage nix mit der Zeitangabe. Aber in dieser Zeit ist es hier ja auch dunkel und die Menschen halten vermutlich Winterschlaf. Wer will da schon so genau wissen wie spät es ist?

Pajala Sonnenuhr Webcam

Pajala Sonnenuhr

Pajala Sonnenuhr Sonnenzeit 12:00 Uhr

Pajala Sonnenuhr Sonnenzeit 13:00 Uhr

Die Stadtbesichtigung fällt heute deutlich kürzer aus als geplant. Ein zunächst leichtes Grummeln im Magen kündigt an was mich erwartet. Mein Körper meldet sich unnachgiebig. Ich werde mich hier wohl noch etwas länger aufhalten als geplant. Aber richtig ärgern kann ich mich nicht. Ich habe einen schönen Campingplatz und mich hier in der Gegend schon vertraut gemacht. Eine bessere Gelegenheit für eine Magen Darm Infektion werde ich auf meiner Reise wohl kaum bekommen. Also zurück zum Campingplatz, rein ins Zelt und für die nächsten zwei Tage bekommt man mich nur selten zu sehen. Freiwillig bewege ich mich jedenfalls nicht aus dem Zelt. Nur wenn es sich nicht vermeiden lässt.

Nachdem ich viel Zeit mit Wäsche waschen und kleinen Reparaturen verbracht habe bleibt noch genug Zeit, um einen kurzen Ausflug nach Kengis bruk zu machen und für eine ausgiebige Stadtbesichtigung von Pajala. Der Eindruck von gestern verstärkt sich. Hier fühle ich mich sehr wohl und ich werde mich hier noch einen Tag länger aufhalten, um die Ruhe hier zu geniessen und ein wenig mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.

Die Menschen hier sind mit einer Art Frühjahrsputz beschäftigt. Überall sehe ich sie ihre Häuser putzen, mit Topfblumen schmücken und kleine Reparaturen ausführen, die Gärten pflegen und ihre Autos waschen. Alles ist sehr sauber und farbenfroh. Häuser in allen Farben – nicht nur rot 😉 – und reichlich frisch gepflanzte farbenprächtige Blumen. Alles muss noch ein wenig wachsen, um in voller Pracht zu erscheinen, aber man kann sich schon ganz gut vorstellen wie es bald hier aussieht.

Die Stromschnellen bei Kengis bruk

Die Brücke über den Torneälven

In Pajala

In Pajala

In Pajala

In Pajala

In Pajala

In Pajala

In Pajala

In Pajala

In Pajala

In Pajala

In Pajala

In Pajala

In Pajala

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