Tazenakht -> Taliouine
Tageskilometer: 83,12 km
Höhenprofil:
1410 -> 1850 -> 1020

Nach einem guten Frühstück – also neben Fladenbrot und Marmelade gibt es auch ein Stück Schmierkäse von der glücklichen Kuh – starte ich um 7:15 Uhr. Die Polizeikontrolle kurz hinter der Stadt winkt mich durch und wünscht mir eine gute Fahrt. Die Polizisten haben auffällig gute, strahlend weiße und vor allem noch alle Zähne. Also selbst für europäische Verhältnisse auffällig weiß, aber hier in Marokko  ist das wirklich ein bemerkenswerter Anblick.

Bei sehr angenehmen Temperaturen und fast keinem Fahrzeugverkehr auf der Straße fühle ich mich richtig wohl. Es geht vorbei an zahlreichen Verkaufsständen für Fossilien, Tonkrüge, Blechkessel und ähnlichen Souveniers, die ich mir sicherlich nicht auf mein Rad laden möchte. Die Verkäufer versuchen mich trotzdem alle an ihren Stand zu locken.

Ein kleines Moped, besetzt mit zwei Personen, kommt mir entgegen und blinkt schon von weitem auf.  Als sie näher kommen winken sie nicht zurück, sondern zeigen mir deutlich an, ich solle umdrehen und zurückfahren. Ich bin etwas irritiert. Ist das jetzt eine Warnung vor irgendetwas, ein Hinweis dass ich hier nicht durchkomme, wieder nur ein Versuch mich zu den Verkaufsständen zurückzuschicken oder einfach nur Spaß? Ich halte es für Blödsinn und fahre weiter. Als dann ein Stück weiter, ein Militärlaster mit einem Panzer auf der Ladefläche vor mir auf der Straße steht komme ich nochmal ins Grübeln. Ob der Hinweis von den Mopedfahren vielleicht doch ernst gemeint gewesen ist? Auf der Ladefläche sitzen zwei Soldaten und trinken Tee. Ich winke, grüße und einer der beiden springt sofort vom Laster, kommt auf mich zu und spricht mich an. Wie bei vielen Gesprächen in den letzten Tagen können wir uns nicht wirklich unterhalten (ich muss wirklich meine Sprachkenntnisse verbessern), aber für ein kurzes woher und wohin reicht es. Der Mann ist herzlich, freundlich, findet ganz toll dass  ich Marokko mit dem Rad bereise. Dann fahre ich weiter und ärgere mich ein wenig, dass ich ihn nicht gefragt habe,  ob er was dagegen hat wenn ich ein Foto mache.

In einem winzigen Ort entdecke ich ein Cafe, zumindest steht ein Schild an der Straße, was darauf schließen lässt, dass ich hier einen Kaffee bekommen kann. Während das Kaffeewasser auf dem Gaskocher langsam erhitzt wird nehme ich Wasser aus dem Brunnen vor dem Eingang. Der Inhaber des Cafes bietet mir Safran zum Kauf an.

Safran gilt als teuerstes Gewürz der Welt und ist in der Gegend um Taliouine ein bedeutender Wirtschaftszweig. Im Mittelalter wurde Safran mit Gold aufgewogen,  was reichlich Safranfälscher auf den Plan gerufen hat. Es wurde entweder versucht das Safran schwerer zu machen indem es mit Öl bedampft wurde oder es wurden andere Blütenfäden daruntergemischt. Wer dabei erwischt wurde, der hatte nichts Gutes zu erwarten. Auch heute noch finden sich teilweise Safranfälschungen auf den Märkten.

Nach einer Bilderbuchabfahrt nach Taliouine mache ich im Hotel Safran Station. Ich gönne mir ein gutes Zimmer für 200 DH und genieße für den Rest des Tages die Ruhe und das angenehme Klima auf der Hotelterrasse und widme mich meinem Tagebuch.