Quarzazate -> Agdz -> Ait Semgane -> Tasla ->
Tageskilometer: 109,61 km
Höhenprofil: 1140 -> 1700 -> 950 ->
1370

Zum Frühstück gibt es Fladenbrot mit Butter und Marmelade, dazu Kaffee und Orangensaft. Kurz nach 7:00 Uhr sitzte ich wieder auf dem Rad. Ich verlasse Quarzazate in Richtung Agdz über die städtische Müllkippe, zumindest kommt mir das fast so vor. Große Mengen von Plastikmüll liegen auf den kargen Lehmflächen neben der Straße. Ich sehe auch vereinzelt alte Leute,  die auf diesen Flächen nach Brauchbarem suchen.

Unmerklich steigt die Straße langsam in langgezogenen Wellen auf ca. 1500 Meter, dann geht es recht steil rauf auf 1700 Meter. Auf der nun folgenden Abfahrt kommen mir einige Autos entgegen, die mit der Steigung sichtlich überfordert sind. Zwei haben schon aufgegeben und stehen mit qualmendem Motor am Straßenrand umgeben von einigen mißmutig dreinblickenden Leuten.

Die Berge hier sehen aus als hätte jemand lauter Erdscheiben übereinander gelegt, wobei die nächste immer ein klein wenig kleiner ist als die vorangegangene. So hat man von Erdscheibe zu Erdscheibe immer einen kleinen Versatz der sich rings um den Berg windet und ein faszinierendes Muster auf den Berg malt. Als ich kurz am Straßenrand anhalte, um ein Foto von diesen ungewöhnlichen „Schichtbergen“ zu machen hält sofort ein Lastwagen an und der Fahrer fragt, ob ich eine Panne habe und er mir helfen kann. Das ich hier nur die Aussicht geniesse findet er etwas eigenartig. Er lächelt freundlich, schüttelt verständnislos den Kopf und denkt sich vermutlich „Diese seltsamen Touristen.“

Irgendwo im Nirgendwo zwischen Quarzazate und Agdz sitzt ein junger Marokkaner am Straßenrand und winkt mich zu sich. Er hat einen Cousin in Agdz, der hat dort einen Campingplatz. Er schreibt mir die Telefonnummer auf. Ich soll hinfahren, er kommt auch gleich, wir sehen uns dann ja. Das ist irgendeine abgewandelte Version von dem „Onkel“ mit dem Teppichgeschäft. Hier kann einem wirklich an jeder denkbaren und undenkbaren Stelle jemand begegnen der dir irgendetwas aufschwatzen möchte.

In einem winzigen Ort vor Agdz kaufe ich schnell noch ein paar Kekse an einem Lebensmittelkiosk, dabei werde ich von ein paar nervigen, unangenehmen und unfreundlichen Typen angequatscht. Keine Ahnung was die wollen, ich breche die lästige „Unterhaltung“ jedenfalls schnell ab und fahre weiter.

Agdz lasse ich im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und biege ab Richtung Taznakht.

An einer Oase nehme ich Wasser. Ich treffe dort einen Ziegenhirten mit dem ich mich etwas länger unterhalte. Ich gebe ihm ein paar Kekse, dabei hätte ich ihm die Kekse fast mit der linken Hand gegeben was hier in Marokko als Beleidigung aufgefasst werden kann. Die linke Hand ist unrein, weil man sich damit den Hintern abwischt und Toilettenpapier ist hier nicht üblich, nur für die Touristen wird schon mal etwas Toilettenpapier bereitgelegt, man nimmt Wasser und wie in vielen Länder üblich, die linke Hand.
Ich weiß nicht wie schlimm sich jemand beleidigt fühlt, dem man Essen mit der linken Hand reicht, ich weiß auch nicht, ob sich hier schon herumgesprochen hat, dass die meisten Touristen andere Toilettenangewohnheiten haben und ob man den seltsamen Touristen solche Fehler vielleicht nachsieht. Jedenfalls bin ich froh noch rechtzeitig dran zu denken. Nach diesem Treffen male ich mir mit Kugelschreiber ein großes „X“ auf beide Seiten meiner linken Hand, damit mir solch ein Fehler in Zukunft nicht passieren kann, schließlich will ich hier niemanden beleidigen.

In Ait Semgane fahre ich an einer Gruppe winkender Jugendlicher vorbei. Zwei springen auf ihre Räder und fahren mir hinterher. Bis Tasla habe ich jetzt Gesellschaft. Für unsere dünnen Französischkenntnisse quatschen wir erstaunlich viel. Ich gebe ihnen ein paar Kekse und bekomme dafür ein paar Bonbons. In Tasla verabschieden sie sich, ich öle noch schnell ihre Ketten, die es wirklich nötig haben, sie drehen um und fahren zurück. Ich spreche noch kurz mit einem Mann, der am Straßenrand gerade irgendwelche Büsche beschnitten hat und die abgeschnittenen Zweige, gerade seinem Esel auf den Rücken bindet. Nach drei kurzen Sätzen lädt er mich ein bei ihm zu übernachten. Ich möchte aber lieber noch ein Stück weiterfahren und mir einen Biwakplatz suchen.