Toufrine -> Quarzazate
Tageskilometer: 82,67 km
Höhenprofil: 1940 -> 2200 ->1730 -> 1950 -> 1140

Der Kragen von meinem Schlafsack, feucht von meiner Atemluft, ist gefroren und die flachen Pfützen in der Nähe ebenfalls. Ich schäle mich trotzdem aus dem Schlafsack und mache mich reisefertig. Es geht noch ein Stück hoch, auf ca. 2200 Meter und von da an fast nur noch abwärts. Hier oben in den Bergen ist es herrlich ruhig und ich möchte hier gar nicht wieder runter. Ich fahre so langsam wie möglich und nehme mir richtig viel Zeit. Ich mache reichlich Fotopausen und mittags koche ich mir in aller Ruhe mein Essen. Es gibt Couscous mit Paprika und Zwiebeln.

Der Zuspruch den ich von den marrokanischen Autofahrern bekomme ist wie schon in den letzten Tagen enorm. Die wenigen die mir begegnen, winken, grüßen, hupen (Positivhuper) und zeigen mir gehobene Daumen.

Mir kommt ein Marrokaner zu Fuß entgegen. Er ist traditionell gekleidet und sein grober Mantel sieht besonders einfach aus und ist sehr schmutzig. Der Mann freut sich riesig, als ich anhalte und ihn mit Handschlag begrüße. Er hat Durst und ich gebe ihm ein wenig Wasser. Er ist sehr dankbar und möchte mir die Hand küssen was mir sehr unangenehm ist. Ich bin aber so überrascht, dass ich es nicht mehr rechtzeitig verhindern kann.

Die Strecke heute ist landschaftlich sehr reizvoll und ich genieße die Fahrt durch diese Bergwelt. All meine Versuche hier oben Zeit zu vertrödeln, um noch eine Nacht hier in den Bergen zu schlafen sind vergeblich. Irgendwann bin ich doch unvermeidlich der Schwerkraft folgend nach unten gerollt. Das letzte Stück bis zur Nationalstraße verläuft durch eine Ebene, was zur Abwechslung auch sehr eindrucksvoll ist. Die Nationalstraße Richtung Quarzazate ist allerdings ein Minuspunkt für den heutigen Tag. Der Verkehr ist zwar so gerade noch zu ertragen, aber Spaß macht das Fahren auf der Nationalstraße überhaupt nicht. Das sieht auch der australische Radfahrer so, der mir hier entgegenkommt. Er ist für eine Woche in Marokko und fährt mit leichtem Gepäck von Hotel zu Hotel.

Quarzazate beachte ich nicht wirklich. Die Stadt ist mir schon zu groß, hier ist mir zu viel los und in der Nähe der Kasbah reihen sich die Souvenirverkäufer aneinander. Das ist nichts für mich, ganz schnell und ohne großartig nach links und rechts zu gucken fahre ich durch und finde etwas außerhalb vom Stadtzentrum das Hotel La Vallée wo ich diese Nacht Station mache.


Erst auf den zweiten Blick bin ich mir sicher, dass hier keiner mehr wohnt