Fr 16 Jul 2010
Bayonne
Geschrieben von Jörg unter Frankreich, Pyrenäen Tour
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12.07.2010 – 16.07.2010
Mein Aufenthalt in Bayonne ist zweigeteilt. Zuerst besuche ich Nicole, die allerdings leider schon am nächsten Tag in Urlaub nach Portugal fährt. Ich kann mich aber weiterhin dort aufhalten. Ihre Söhne Mathieu und Yohan wohnen zur Zeit dort und ich habe Gelegenheit sie ein wenig kennenzulernen.
Mathieu Dupuy ist professioneller Street Skater. Er arbeitet für einen Hersteller von Boards, von Schuhen und einen Bekleidungshersteller. Er und andere Street Skater werden für Presentationen in verschiedene europäische Großstädte geflogen. Dort ziehen sie ihre Show ab und wenn sie Glück haben können sie auch noch ein paar Tage länger bleiben. Er ist schon ganz schön rumgekommen auf diese Weise und hat vermutlich schon alle europäischen Hauptstädte gesehen. Auch in Marokko und China hatten sie schon Events. Schaut euch die Videos mal an, ist echt beeindruckend. Knochenbrüche sind in diesem Job nicht ausszuschließen. Also Mathieu, pass auf dich auf!
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Yohan Dupuy ist freischaffender Künstler. Er erstellt Grafiken zum Beispiel für Fantasy Spiele, Cover von Spielekartons und Fantasy-portraits. bei den Fantasy-portraits schickt man ihm ein Foto von einer Person und er erstellt auf dieser Grundlage ein Bild von dieser Person in einer surrealen, fantastischen Umgebung.
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Mein Tretlager ist hin. Die Anzeichen sind die gleichen wie auf meiner Tour in Island. Damals war kein Ersatz zu beschaffen und die Reparatur hat sich sehr in die Länge gezogen. Ich fahre also zum Fahrradgeschäft und stelle mich auf eine längere Aktion ein. Zuerst schickt man mich ein wenig hin und her, dann spreche ich endlich den Mechaniker. Er ist recht hektisch und meint erstmal ich solle schnell schon mal alles auseinanderbauen, er guckt sich das gleich an, und schon ist er wieder verschwunden. Er scheint schwer unter Zeitdruck zu stehen. Als er zurück kommt stellt er fest, dass nicht das Lager hin ist sondern das Gewinde im Rahmen. Zuerst meint er noch, er könne das nicht nachschneiden, dann holt er doch den passenden Gewindeschneider und Ruck Zuck sitzt das Lager wieder fest. Geld möchte er zu meiner Überraschung nicht mal haben. Ich schraube also wieder alles zusammen und stelle die Schaltung nach. Hochzufrieden mache ich mich auf den Weg zu meinem momentanen zu Hause.
Nach ein paar Tagen Pause im Haus von Nicole mache ich mich auf den Weg zum Strand „Plage du Métro“ in Tarnos. Ich fahre über einen alten Weg, der sich in bemitleidenswertem Zustand befindet. Vorbei an einigen „Resten“ von Bunkern aus dem zweiten Weltkrieg. Größtenteils bunt bemalt fügen sie sich wie Kunstwerke in die Landschaft ein. Ein paar Zelte stehen dazwischen und wenn ich nicht eine Verabredung mit Yohan und ein paar seiner Freunde am „Plage du Métro“ hätte würde ich auch hier bleiben. Der Weg endet leider vor einem großen Sandberg, ich entdecke hinter dem Berg eine Straße und schiebe mein Rad durch den Sand. Dabei kommt, schon aufgrund der vielen Stachelpflanzen ein echtes Wüstenfeeling auf 😉 . Abgesehen davon kann ich schon mal trainieren, denn auf dem Weg zum Treffpunkt geht es noch mal ein gutes Stück durch den Sand.
Die Wellen sind gewaltig und die Brandung schlägt donnernd auf den Strand. Die Sonne, der Wind und diese unbeschreibliche Brandung machen den Tag hier zu einem sehr besonderen Erlebnis. Am Abend kommen Yohan, Audry und Silvy dazu und wir sitzten bis tief in die Nacht am Lagerfeuer. „Am zweiten Lagerfeuer“ das erste hat uns eine vorwitzige Welle, der ungewöhnlich weit auf den Strand kommenden Flut, gelöscht. Die Löschwelle ist erst einen halben Meter vor meinem Lager ausgelaufen, danach hat sich das Wasser zum Glück wieder zurückgezogen. Unter meiner Anleitung backt Yohan sein erstes Stockbrot, wovon er sehr begeistert ist.
Wenn man im Mondlicht im nassen Sand scharrt funkelt der Boden kurz wie ein Sternenhimmel. Das sind irgendwelche besonderen Algen, die kurzzeitig das Mondlicht reflektieren…. genau weiß ich nicht wie das funktioniert, aber es sieht zauberhaft aus. Der ganze Tag, erst die Bunkerstraße, dann das Meer und der Strand und schließlich der Abend haben eine ganz tolle, besondere Atmosphäre. Ich habe mir schon heute früh vorgenommen, die Tour ab jetzt wieder etwas langsamer angehen zu lassen und dieser Tag ist ein guter Wendepunkt.
Den nächsten Tag verbringe ich alleine hier am Strand und genieße die Atmosphäre. Dann geht es weiter Richtung Mittelmeer.