05.07.2010 – 12.07.2010

Nevers -> Bayonne

780 km

unverändert Heiß! vielleicht noch schlimmer als im letzten Abschnitt

Nach zwei Tagen Pause im Garten einer Familie, die ich auf der letzten Tour kennengelernt habe (chambre d’hotes, die Familie ist leider nicht da, aber nach einem Anruf erlauben sie mir im Garten zu schlafen) geht es weiter. Ich komme in einen guten Fahr-und-Schlaf Ryhtmus. Bin morgens sehr früh unterwegs und schlafe mittags nach dem Essen für gute zwei Stunden irgendwo im Schatten, meist im Wald. Danach fahre ich bis kurz vor Sonnenuntergang. Abgesehen von einem Tag Pause auf einem von Holländern geführten „Camping à la ferme“ bin ich jeden Tag unterwegs. Ich fahre für meine Verhältnisse weiterhin recht lange Etappen zwischen 90 und 165 Kilometern.

Ich habe mich schon an anderer Stelle über Nacktschnecken ausgelassen, diesmal erwischt mich eine voll und kriecht mir während einer Schlafpause in meinen Hut. (Das nehm ich persönlich!) Es ist unglaublich was für Schleimmengen diese Viecher hinterlassen können und ebenso unglaublich wie schwer es ist den Schneckenschleim wieder rauszuwaschen.

Meine Route führt mich durch eine der am dünnsten besiedelten Regionen Frankreichs, durch die Region Limousin, die nach den überall hier anzutreffenden Rindern benannt wurde. Die Limousin-Rinder sind eine Fleischrasse, also keine Milchkühe, die auch auf der Pedd-Farm, bei der ich eine Weile gearbeitet habe gezüchtet werden. In der hügeligen Landschaft geht es für mich bis auf 700 Meter Höhe.

Die Sonne lässt den Asphalt kochen. Der Straßenbelag wirft Blasen, die beim Überfahren zerplatzen und das Bitumen bleibt an meinen Reifen kleben. Das kann nicht gut sein für meine, eh schon fast durchgefahrenen Reifen. Vor mir kommt ein Traktor ins Schlingern, genauer der Anhänger… ich auch. Vor Schreck? Oder weil ich auf dem glitschigen Bitumen ausgerutscht bin? Keine Ahnung, ich lande im Graben und kann einen Sturz gerade noch verhindern. Der Traktor steht. Einer der Reifen am Anhänger ist platt, schwarz glänzend und deformiert, man könnte fast meinen der Reifen sei geschmolzen. Das klebrige Bitumen ist nicht gut für die Reifen, das hatte ich mir ja schon gedacht.

Massiv verändert sich die Landschaft, als ich in Langon in den „Parc Naturel Regional des Landes de Gascogne“ fahre. Die Orte in diesem großen, überwiegend mit Pinien bewachsenen und absolut flachem Waldgebiet liegen weiter auseinander und wirken auf mich völlig anders. Vermutlich durch ihre isolierte Lage im Wald. Auf den ca. 20 Kilometer langen Strecken zwischen den kleinen Orten begleitet mich laut und unaufhörlich das Zirpen der Zikaden oder Grillen.

Bei Peyrehorade stehe ich plötzlich vor, bzw. unter einer Eisenbahnbrücke, die ich auf der Karte mit einer für Autos, Fußgänger und Radfahrer verwechselt habe. Als ich meinen Fehler einsehen muss, habe ich aber überhaupt keine Lust mehr zurückzufahren. Ich suche eine Weile bis ich den kleinen, von Brombeeren und Brennesseln völlig verwachsenen Trampelpfad auf dem Bahndamm finde. Auf dem Weg ist es gerade noch möglich mein Rad hochzuschieben. Neben den Schienen kann ich mein Rad „zügig“ über die Brücke schieben und finde zum Glück auf der anderen Seite einen ähnlichen Weg wieder zur Straße.

Gegen 12:00 Uhr komme ich in Bayonne an, wo ich von Nicole, die ich in Marokko kennengelernt habe, und ihrer Familie sehr freundlich aufgenommen werde. Hier mache ich ein paar Tage Pause. Ich warte auf einen neuen Reifen „Schwalbe Marathon Plus Tour“ den mir meine Mutter postlagernd nach Bayonne geschickt hat. Werde versuchen mein wackelndes und klopfendes Tretlager repariert zu bekommen. Daneben muss ich mein Tagebuch, dass ich in letzter Zeit kaum geschrieben habe, nachtragen und ich möchte, dass sich die Haut unter der großen Blase an meiner Fußsohle erholt. Vor zwei Tagen habe ich die Blase an einem sehr heißen Tag, nach einer offensichtlich viel zu langen Etappe leider erst am Abend bemerkt.

Limousin Rinder

Limousin Rinder

Limousin Rinder