Mein Zelt ist inzwischen den Weg alles Vergänglichen gegangen. Ich habe aufgegeben es wieder und wieder zu flicken und zu reparieren und habe mich davon getrennt. Ein Schritt der mir nicht leicht gefallen ist, ich trenne mich nicht gerne von Dingen die mich lange begeleitet haben. Jedenfalls stellt sich damit die Zeltfrage für Marokko. Starker Wind und Dauerregen wie in Island sind in Marokko zwar auch möglich, aber eher unwahrscheinlich und mit Tausenden von Mücken wie in Skandinavien muss ich auch nicht rechnen. In den letzten Monaten habe ich häufig unter einer Plane geschlafen, was mir sehr angenehm ist. Zum einen fühlt man sich nicht so eingesperrt wie in einem Zelt und man kann viel besser sehen was um einen herum passiert. Bei sternklarem Himmel muss ich nur den Kopf ein wenig drehen oder mit Schlafsack und Isomatte ein wenig herausrücken und schon kann ich den Sternenhimmel bewundern. Die Konstruktion ist auch viel leichter als jedes Zelt. Bei einer Mückenbelastung wie in Skandinavien bräuchte man einen zusätzlichen Insektenschutz und ich bezweifele, dass die Konstruktion einen Isländischen Sturm überstehen würde. Da mein Rad die Plane hält würde ich das auch nicht ausprobieren wollen.
Ausprobiert habe ich zuerst eine 3×4 Meter große Baumarktplane, später eine etwas kleinere Plane ebenfalls vom Baumarkt und dann die extrem leichte Plane die ich schon gelegentlich auf meiner Island- und meiner Finnlandtour als Zeltersatz und als Vorzelt benutzt habe.
Für Marokko spricht jedenfalls nichts dagegen. Hmmm, Schlangen und Skorpione treiben sich dort herum, teilweise recht giftig. Das könnten unruhige Nächte werden wenn ich mich ständig umschaue, ob da irgend ein Tier angeschlichen kommt.
Mal sehen – was haben wir denn da:
Levanteotter:
Wikipedia Diese Schlange kommt nur sehr vereinzelt in Marokko vor und ihr Biss ist nur in seltenen Ausnahmefällen für den Menschen tödlich.
Kobra:
Wikipedia Von Kobras in Marokko habe ich nur im Zusammenhang mit „Schlangenbeschwörern“ auf dem „Djemaa el Fna“ in Marrakesh gehört. Wenn die Tiere auch wirklich frei in Marokko herumkriechen dann wohl ähnlich selten wie die Levanteotter.
Zu den Schlangenbeschwörern auf dem Djemaa el Fna ist folgendes zu sagen. Die ganze Aktion ist für die Tiere nicht besonders angenehm, im Prinzip ist das Tierquälerei und es gibt schon Bestrebungen die Schlangenbeschwörer aus diesem Grund vom Djemaa el Fna zu verbannen. Selbstverständlich sind die Schlangenbeschwörer in erster Linie „Geschäftsleute“ und selbstverständlich fordern diese Geld für Fotos auch wenn man vorher ausdrücklich fragt was es kostet und ein „No Problem, it’s free!“ als Antwort bekommt. Selbstverständlich „muss“ man gar nichts bezahlen, und selbstverständlich habe ich für die Fotos letzten Endes doch bezahlt, allerdings „nur“ 20 Dirham anstelle der geforderten 200 Dirham (20 Euro). Womit ich denen immer noch voll auf den Leim gegangen bin.
Puffotter:
Wikipedia Diese Schlange ist unangenehm giftig und kommt in Marokko (in der Wüstenregion) etwas häufiger vor als die Levanteotter, aber immer noch sehr selten. Sie ist nicht angriffslustig und beißt eigentlich nur wenn man auf sie tritt.
Hornviper:
Wikipedia Hornvipern kommen in Marokko häufig vor und ihr Biss kann durchaus tödlich sein. Sie sind leicht zu erkennen, eben an den zwei Hörnern über den Augen. Diese zwei Hörner sind auch das einzige was man von der Schlange noch sieht wenn sie sich eingraben und auf Beute lauern. Bei meinen Recherchen bin ich nur auf zwei Geschichten von Einheimischen in Marokko gestoßen, die beim Holz sammeln von einer Hornviper gebissen wurden. Auch diese Schlange ist nicht angriffslustig sondern beißt nur, wenn man ihr auf den Schwanz tritt.
Kapuzennatter:
Wikipedia Diese schwachgiftige, harmlose Schlange trifft man überwiegend in Oasen. Für den Menschen ist diese Schlange ungefährlich.
Skorpion:
Wikipedia Dieser Kandidat kommt ähnlich wie die Hornviper gelegentlich vor, hält aber auch Abstand zu Menschen und anderen großen Tieren. Nur sollte man am Morgen seine Schuhe ausschütteln, da er gerne darin die Nacht verbringt.
Für alle in Marokko existierenden Schlangen gilt:
Die Tiere sind nachtaktiv und verkriechen sich tagsüber in Höhlen, unter Steinen oder im Gebüsch. Nachts kommen sie heraus und gehen auf die Jagd. Auf Schlangen trifft man in Marokko eigentlich nur im Sommer. Im Winter bekommt man sie nicht zu Gesicht. Insbesondere bei Temperaturen unter 8°C bewegen sich diese Schlangen nicht mehr.
Die komische Vorstellung, dass eine Schlange während man schläft zu einem in den Schlafsack kriecht ist durch nichts belegt und vermutlich noch nie vorgekommen.
Mein Fazit:
Für Radtouren in der Zeit von November bis Februar (also im Winter) brauche ich mir keine Gedanken über Schlangen und Skorpione zu machen. Auch im Sommer und sogar in der Wüste stellen diese Tiere meiner Meinung nach keine Bedrohung dar.
Morgens die Schuhe ausschütteln und abends den Schlafsack erst hinlegen kurz bevor ich hineinkriechen möchte, reicht als Vorsichtsmaßnahme vollkommen aus.
Meinem Biwakieren mit Schlafsack, Isomatte und Plane steht also nichts im Wege. Abgesehen davon möchte ich auch gelegentlich im Hotel bzw. in Herbergen schlafen. Letzten Endes hat sich das Verhältnis dann auf der Tour umgekehrt also ich bin überwiegend in Hotels und Herbergen untergekommen und habe gelegentlich auch mal biwakiert.