Aoulouz


Tarudant -> Aoulouz
Tageskilometer: 84,88 km
Höhenprofil: 200 -> 700

Mein Zimmertelefon ist doch tatsächlich vom namenhaften schwedischen Hersteller Ericsson und das Model kommt mir noch sehr bekannt vor.

Die Strecke heute ist ruhig, die Dörfer wirken moderner und aufgeräumter als Bergdörfer, durch die ich in den letzten Tagen gefahren bin. Mein Tag verläuft ruhig und entspannt, neben ein paar sehr netten Gesprächen mit verschiedenen Leuten beobachte ich fasziniert ein paar Ziegen beim Grasen. Die Ziegen klettern dazu in die Bäume. In einem Baum zähle ich sieben Ziegen, die teilweise in gut vier Meter Höhe grasen.

In Aoulouz gehe ich ins Hotel Oued Sous. Für 60 Dirham bekomme ich ein großes, recht sauberes Zimmer. Im Hotel gibt es keine Dusche und nur ein Stehklo, das allerdings von den Gästen gut sauber gehalten wird. Auf einer Art Dachterrasse ist ein Waschbecken, wo man sich ein wenig frisch machen kann. Alles sehr einfach, aber ordentlich und in freundlicher Atmosphäre.

Taliouine -> Aoulouz
Tageskilometer: 44,84 km
Höhenprofil:
1020 -> 650  -> Taxi zurück

Ich beschließe für ein oder zwei Tage hier zu bleiben. Mein Barvermögen an Dirhams ist aufgebraucht, ich habe aber noch ein paar Euro, die ich wechseln möchte. Ich fahre also nach Aoulouz zur Bank. Ein Ausflug der sich lohnt. Hier werden Arganenbäume kultivert und ich habe das Gefühl, ich sehe zum ersten Mal seit meiner Ankunft in Marokko etwas grünes. Während ich die Strecke nach Auolouz bergab rausche geniesse ich diesen erfrischenden Anblick. Die Arganien werden in erster Linie zur Herstellung eines wohlschmeckenden Speiseöls, und zum Teil zur Behandlung von Hautkrankheiten verwendet.

In Aoulouz stehen doch tatsächlich zwei Polizisten am Straßenrand und blitzen zu schnell fahrende Autos und/oder Maultierkarren. Damit hätte ich hier nicht gerechnet. Um 8:30 Uhr bin ich Aoulouz und die Bank ist schnell gefunden. Die Tür ist verschlossen. Ich klopfe an die Glastür und der Türsteher schließt mir die Tür auf und lässt mich ein. Hinter mir wird wieder abgeschlossen. So wird das bei jedem gehandhabt, der die Bank betreten möchte.

In Marokko hat man Zeit! Die Schlange am Schalter bewegt sich nur unmerklich, eigentlich so gut wie gar nicht. Bin ich am Anfang noch von europäischer Ungeduld erfüllt, schon bald schalte ich ab und verfalle in eine Art Entspannungszustand. Was nicht zu ändern ist muss man hinnehmen, oder besser noch, genießen. Ich beobachte die Männer am Bankschalter bei ihrer Tätigkeit, die Kunden, die mit mir in der Schlange stehen und sich offensichtlich in einen ähnlich entspannten Geisteszustand wie ich versetzt haben und den Türsteher. Jeder, der die Bank betreten möchte, wird kurz durch die Glastür angeschaut, dann wird aufgeschlossen und der Kunde wird freundlich begrüßt. Nur einmal wird einer Person der Eintritt verwehrt. Durch die geschlossene Glastür wird dem Kunden freundlich, aber bestimmt zu verstehen gegeben, dass er hier nicht hereinkommt.

Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich an die Reihe, bekomme mein Geld gewechselt und gehe wieder raus auf die Straße. Eigentlich wollte ich mit dem Bus zurückfahren. Ich konnte allerdings, während meiner Entspannungsphase in der Warteschlange durch die Glastür zusehen wie der Bus in die Stadt kommt, hält und für bestimmt 15 Minuten stehen bleibt und auf Gäste wartet, um dann schließlich seine Fahrt wieder fortzusetzen. Auf den nächsten Bus möchte ich nicht warten.

Ich kaufe noch für 10 Dirham Mandarinen ein (2 kg) und zwei Dosen Sardinen. Für die zwei Dosen Sardinen bearbeitet der Verkäufer schon wieder ausgiebig seinen Taschenrechner, um mir dann mitzuteilen, dass er 8 Dirham dafür haben möchte. 4 + 4 ist 8, ich bin mir sicher, dass ein marokkanischer Verkäufer ziemlich gut im Kopfrechnen ist und dafür keinen Taschenrechner braucht.

Der Taxistand ist ein Erlebnis für sich. Die Taxifahrer stehen neben ihren Taxis und rufen den Ortsnamen wo sie hinfahren. „TALIOUINE, TALIOUINE, TALIOUINE!“ Der Preis ist fair, 12 Dirham für mich, das ist auch der Preis den man mir für den Bus gesagt hat und 20 Dirham für mein Rad. Ich baue beide Räder, Spiegel, Kompass und Tacho ab, lade das Rad in den Kofferraum und quetsche mich zu den anderen Mitfahrern in den Wagen. Auf dem Beifahrersitz sitzen schon zwei und hinten sitzen schon drei Personen. Der Fahrer bleibt draußen und ruft erneut „TALIOUINE, TALIOUINE, TALIOUINE!“ Schon bald findet sich ein weiterer Mitfahrer und schafft es irgendwie sich auch noch auf die Rückbank zu zwängen. Jetzt endlich ist der Fahrer der Meinung, dass sein Taxi nun voll genug sei. Jetzt wird erstmal abkassiert. Damit hatte ich nicht gerechnet und ich bin in meiner Beweglichkeit so eingeschränkt, dass ich keine Chance habe an mein Geld zu kommen. Es hilft nichts, die Hälfte der Gäste muss wieder aussteigen damit ich an mein Geld komme und bezahlen kann. Das Geld bekommt nicht der Fahrer sondern ein anderer, vermutlich der Besitzer des Taxis, der Taxifahrer wird von ihm bezahlt und es geht los….. spätestens jetzt weiß ich warum das Geld vorher in Sicherheit gebracht wird. Als Radfahrer hatte ich immer das Gefühl, dass sie rücksichtsvoll und umsichtig fahren, wenn auch ein wenig chaotisch. Aus Beifahrersicht wirkt das doch eher bedrohlich auf mich. Der Fahrer ist Berber und spricht kein Wort arabisch, französisch schon gar nicht. Die anderen Gäste übersetzen, wenn er mich etwas fragt. Die Stimmung im Taxi ist freundlich, gesprächig und lustig. Sammeltaxifahren ist auch preislich eine empfehlenswerte Beförderungsvariante.

Nach einer kurzen Pause im Hotel fahre ich noch mal ein wenig in der Gegend herum und suche mir einen ruhigen Platz irgendwo im Schatten, um mir etwas zu essen zu kochen.